Beirut (epd). Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hält angesichts drohender Hungersnöte wegen des Ukrainekriegs eine deutliche Aufstockung der Gelder für das Welternährungsprogramm (WFP) für nötig. Bei einem Besuch im Libanon stellte sie dem Programm der Vereinten Nationen für die Arbeit in dem krisengebeutelten Land zehn Millionen Euro Förderung in Aussicht. Die Ministerin sagte am Montag in Beirut, Deutschland müsse mehr tun als bisher im Haushalt dafür angesetzt sei - „und wir werden auch mehr tun“. Sie betonte: „Die Alternative sind Hunger und Destabilisierung.“
Im Bundeskabinett soll am Mittwoch ein Ergänzungshaushalt vorgelegt werden, mit dem die Regierung auf den Ukraine-Konflikt und dessen Folgen reagiert. Schulze setzt darauf, dass auch ihr Etat dabei deutlich aufgestockt wird, insbesondere für den Kampf gegen Hunger. Während der Haushalt des Entwicklungsministeriums im vergangenen Jahr mit gut 12,4 Milliarden Euro bestückt war, sind in diesem Jahr bisher lediglich rund 10,8 Milliarden Euro vorgesehen. Allerdings hat der Bundestag in Haushaltsfragen das letzte Wort und in der Vergangenheit den Entwicklungsetat stets aufgestockt. An der Reise der Entwicklungsministerin nehmen auch mehrere Abgeordnete teil.
Der Libanon ist besonders stark von Getreidelieferungen aus Russland und der Ukraine abhängig. Daher besuchte die Ministerin am Morgen zunächst mehrere Projekte des Welternährungsprogramms, unter anderem eine Bäckerei. Die beigeordnete Exekutivdirektorin Welternährungsprogramm, Ute Klamert, nahm ebenfalls teil und erklärte, der Libanon werde von den Auswirkungen des Ukrainekriegs besonders hart betroffen, weil das Land mit zahlreichen Krisen zu kämpfen habe.
Deutschland ist nach Angaben des Ministeriums zweitgrößter Geber des Welternährungsprogramms nach den USA: 2021 beliefen sich die Auszahlungen demnach auf 1,2 Milliarden Euro, davon seien 476 Millionen Euro aus dem Entwicklungsetat geflossen. Schulze sollte am Nachmittag weiter nach Äthiopien reisen, wo Gespräche mit der Afrikanischen Union auf dem Programm stehen. Dienstagabend wird sie zurück in Deutschland erwartet.