Sandbostel (epd). Ohne offizielle Vertreter aus Russland und Belarus will die NS-Gedenkstätte Lager Sandbostel in Niedersachsen am 29. April an die Befreiung des ehemaligen NS-Kriegsgefangenlagers vor 77 Jahren erinnern. Ein gemeinsames Gedenken mit offiziellen Vertretern dieser Länder, „während zeitgleich russische Einheiten ukrainische Soldaten und vor allem auch Zivilisten durch Bomben und Raketen töten, ist für uns nicht vorstellbar“, heißt es in einer Erklärung der Gedenkstätte.
Allerdings sollen nach Angaben von Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann junge Menschen aus Russland und Belarus Kränze niederlegen. „Dass wir diesen Schritt gehen müssen, betrübt uns sehr“, heißt es weiter. Bei der Nichteinladung der konsularischen Vertretungen handele es sich explizit um einen Ausschluss staatlicher Organe und nicht der russischen Zivilbevölkerung oder russischstämmiger Menschen in Deutschland.
Im NS-Lager Sandbostel waren mehr als 313.000 Gefangene aus über 55 Nationen interniert, darunter über 70.000 Soldaten der Roten Armee - aus Russland, Belarus, der Ukraine und vielen anderen Teilrepubliken der Sowjetunion. Besonders ihnen versagte die Wehrmacht jeglichen Schutz durch das Kriegsvölkerrecht. Tausende starben im Lager und seinen Arbeitskommandos an Entkräftung, Hunger und Mangelerkrankungen. Am Nachmittag des 29. April 1945 erreichten die ersten britischen Soldaten das Kriegsgefangenenlager.