Kritik an Ablehnung der Impfpflicht durch den Bundestag

Kritik an Ablehnung der Impfpflicht durch den Bundestag
NRW-Ministerpräsident Wüst: "Ich finde, es ist ein falsches Ergebnis"
Am Donnerstag war die allgemeine Impfpflicht im Bundestag gescheitert. Nun wird Kritik an der Entscheidung laut. Ärzte warnen vor allem vor gravierenden Folgen für Kinder und Jugendliche.

Berlin, Osnabrück (epd). Nach der Ablehnung einer allgemeinen Impfpflicht durch den Bundestag mehren sich kritische Stimmen zu dieser Entscheidung. Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst (CDU) sagte beim Talk „RND vor Ort“ von RedaktionsNetzwerk Deutschland und „Kölner Stadtanzeiger“ am Freitag in Köln, dass er dies „ein falsches Ergebnis“ finde. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Köln rechnete indessen wegen des Scheiterns der Impfpflicht mit weiteren einschränkenden Maßnahmen für Kinder im Herbst.

Am Donnerstag war im Bundestag die Corona-Impfpflicht ab 60 Jahren gescheitert. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der vehement für die Pflicht eingetreten war, hatte erkennen lassen, eventuell noch einmal einen Versuch zu unternehmen, um einen Kompromiss zu finden. Am Abend hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dies quasi ausgeschlossen.

Der Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Samstag), dass die nächste Corona-Welle im Herbst vor allem die ungeimpften Erwachsenen beträfen, die sich eigentlich um den eigenen Schutz kümmern könnten, sagte Maske. Vor allem Kinder und Jugendliche hätten dann unter den Schließungen von Kitas und Schulen zu leiden. Die Erfahrung der vergangenen zwei Jahre zeige, „dass wir dadurch noch mehr adipöse Kinder sehen werden, noch mehr psychiatrische Erkrankungen und noch mehr häusliche Gewalt“, warnte Maske. Das sei „ein politisches Armutszeugnis“.

Indessen schlägt der Verband leitender Krankenhausärztinnen und -ärzte Alarm wegen der andauernden angespannten Situation in deutschen Kliniken wegen der Corona-Pandemie. „In 60 Prozent der Häuser müssen planbare Eingriffe verschoben werden, in sechs von zehn Kliniken werden die Pflegepersonaluntergrenzen unterschritten“, sagte der Präsident, Michael Weber, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag): „In drei von zehn Kliniken müssen Patienten in andere Kliniken verlegt werden, und das auch aus großen Kliniken.“

Am Samstag waren mindestens 63,3 Millionen Personen grundimmunisiert, das entspricht 76,0 Prozent der Gesamtbevölkerung. Mindestens 49,0 Millionen Personen (59,0? Prozent) haben zusätzlich eine dritte Auffrischungsimpfung erhalten.

Das Robert Koch-Institut meldete am Samstag 150.675 Corona-Infektionen innerhalb eines Tages. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern binnen einer Woche geht weiter zurück und ist auf 1.141,8. Am Samstag wurden zudem 309 neue Todesfälle gemeldet. In Deutschland sind mehr als 131.500 Menschen seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit dem Virus gestorben.