Osnabrück (epd). Immer mehr Kliniken sind aufgrund massiver coronabedingter Personalausfälle und vieler Covid-Patienten überfordert. „In 60 Prozent der Häuser müssen planbare Eingriffe verschoben werden, in sechs von zehn Kliniken werden die Pflegepersonaluntergrenzen unterschritten“, sagte der Präsident des Verbandes leitender Krankenhausärzte, Michael Weber, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag): „In drei von zehn Kliniken müssen Patienten in andere Kliniken verlegt werden, und das auch aus großen Kliniken.“
In einer deutschlandweiten Umfrage des Verbands unter seinen Mitgliedern hätten 20 Prozent der leitenden Krankenhausärzte berichtet, dass die Notfallversorgung gefährdet sei. Gut zehn Prozent der Betten auf den Allgemein- und Intensivstationen seien demnach weiter von Patienten mit einer Corona-Infektion belegt.
Angesichts der angespannten Situation kritisierten die leitenden Mediziner die Corona-Politik von Bund und Ländern scharf. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei, und der zunehmende politische Streit gefährdet die Versorgungslage“, sagte Weber. Aus Sicht der Kliniken seien an vielen Stellen die Hotspot-Kriterien erfüllt, so dass Eindämmungsmaßnahmen verhängt werden müssten.
Die Corona-Lage führe zu finanziellen Einbußen der Häuser, warnte Weber: „In dieser Situation können die Kliniken weiter deutlich weniger Patienten behandeln. Die dadurch entstehenden Einnahmeverluste müssen durch eine Verlängerung des Rettungsschirms ausgeglichen werden“, forderte er an die Adresse von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
Das Robert Koch-Institut meldete am Samstag 150.675 Corona-Infektionen innerhalb eines Tages. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern binnen einer Woche geht weiter zurück und ist auf 1.141,8. Am Samstag wurden zudem 309 neue Todesfälle gemeldet. In Deutschland sind mehr als 131.500 Menschen seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit dem Virus gestorben.