Berlin (epd). Nach dem Scheitern einer allgemeinen Corona-Impfpflicht stellen die Krankenhäuser die Impfpflicht für das Personal in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen in Frage. Der Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, forderte am Freitag in Berlin, die seit Mitte März geltende Impfpflicht „umgehend auf den Prüfstand“ zu stellen. Wenn die Politik keine Kraft habe, eine allgemeine Impfpflicht durchzusetzen, könne dies nicht auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen und in anderen Einrichtungen abgewälzt werden, erklärte er.
Die Krankenhausgesellschaft hatte die einrichtungsbezogene Impfpflicht befürwortet und unterstützt, aber stets betont, eine allgemeine Impfpflicht müsse folgen. Im Bundestag hatte am Donnerstag ein Kompromiss-Antrag aus den Ampel-Fraktionen zu einer Impfpflicht ab 60 Jahren keine Mehrheit erhalten. Auch der Antrag der Union für ein Impfvorsorgegesetz scheiterte deutlich. Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD), die für eine Impfpflicht ab 18 eingetreten waren, erklärten nach ihrer Niederlage, es werde zunächst keinen neuen Versuch geben, eine Impfpflicht einzuführen.
Das politische Versagen bei der Impfpflicht sei „ein ganz bitteres Signal für Pflegekräfte und Ärzte in den Krankenhäusern“, bilanzierte Gaß. Die Kliniken würden zu „Ausputzern“, wenn die Eigenverantwortung der Menschen zur Verhinderung der nächsten Corona-Welle nicht ausreiche. Deutschland laufe Gefahr, im Herbst vor der gleichen Situation zu stehen wie vor einem Jahr, mit Patienten auf den Wartelisten, überlasteten Kliniken und neuen Lockdown-Debatten.