Forscher: Auch Rechtsextremisten und Populisten bei Pro-Putin-Demos

Forscher: Auch Rechtsextremisten und Populisten bei Pro-Putin-Demos
08.04.2022
epd
epd-Gespräch: Holger Spierig

Bielefeld (epd). Die Pro-Putin-Demonstrationen in Deutschland ziehen nach Einschätzung des Bielefelder Konfliktforschers Andreas Zick auch Rechtspopulisten und Rechtsextreme an. „Die Demonstrationen sind offen für alle Russlanddeutsche, für rechtspopulistische wie rechtsextreme und andere prorussische Gruppen“, sagte Zick dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag. Zudem demonstrierten auch Menschen, die wegen einer wachsenden Russlandfeindlichkeit besorgt seien.

Bereits während der Corona-Proteste hätten sich prorussische Gruppen gebildet, die russische Medien konsumiert hätten, erklärte Zick. „Jetzt ist Krieg und das Mobilisierungspotenzial hoch, weil das Freund-Feind-Schema greift und die Kriegsfolgen umso mehr mit Ideologien wegerklärt werden müssen.“ Ob die Mobilisierung zum Teil von Russland aus gesteuert werde, müsse noch analysiert werden. „Russland hat auf jeden Fall Interesse an Demonstrationen, und das können wir sichtbar machen“, unterstrich Zick.

Geeint würden die Demonstranten durch die Identifikation mit Russland und der Ideologie, dass Russland im Krieg gegen vermeintliche „Nazis“ sei, führte der Extremismusforscher weiter aus. Die angegriffenen, verletzten und getöteten Ukrainerinnen und Ukrainer würden als Opfer der ukrainischen Elite betrachtet, der Krieg werde damit ausgeblendet. Nach Einschätzung des Wissenschaftlers gibt es viele Parallelen zu den Verschwörungsmythen aus den Corona-Protesten: „Sie schaffen ein erklärendes Weltbild - die Leute meinen, sie verstünden die Zusammenhänge und wüssten, wer die Welt kontrolliert.“

In vielen Gruppen würden demokratiefeindliche Ideologien vertreten, auch wenn die Anhänger das nicht immer merkten, warnte der Direktor des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld. Diese erzeugten massive Demokratiegefährdungen: „Terror, neuer Extremismus, Desinformationskampagnen, Bewaffnungen, Kriegspropaganda - all das beschränkt sich ja nicht auf die Kriegsgebiete, sondern ist Teil des Krieges“, sagte Zick.