Strafgerichtshof: Erster Prozess wegen Darfur-Verbrechen eröffnet

Strafgerichtshof: Erster Prozess wegen Darfur-Verbrechen eröffnet

Den Haag (epd). Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat erstmals einen Prozess wegen schwerer Verbrechen in der sudanesischen Krisenregion Darfur begonnen. Der mutmaßliche Anführer der berüchtigten Dschandschawid-Milizen, Ali Muhammad Ali Abd-Al-Rahman, erklärte am Dienstag seine Unschuld. „Ich bin unschuldig in allen Anklagepunkten“, sagte er bei Prozess-Auftakt. Dem etwa 73-Jährigen werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vorgeworfen.

Laut Anklage führte Abd-Al-Rahman - auch bekannt unter dem Namen Ali Kushayb - zwischen 2003 und 2004 das Kommando über Tausende Dschandschawid-Kämpfer, einer vom damaligen sudanesischen Regime unterstützten Miliz. Als Anführer soll er unter anderem für Mord, Vergewaltigung, Folter, Plünderung und Angriffe auf die Zivilbevölkerung verantwortlich sein. Bei einer Verurteilung droht ihm eine Haftstrafe von bis zu 30 Jahren. Ein Urteil wird in einigen Jahren erwartet.

Darfur im Westen des Sudans wird seit rund 20 Jahren von Macht- und Verteilungskonflikten erschüttert. Bei einem Völkermord wurden zwischen 2003 und 2008 Schätzungen zufolge 300.000 Menschen getötet. Der Strafgerichtshof hat 2005 Ermittlungen eröffnet und Haftbefehle wegen Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen gegen mehrere Männer erlassen, darunter gegen den früheren Präsident Omar al-Baschir. Abd-Al-Rahman, der sich 2020 selbst der Justiz stellte, ist der erste Beschuldigte, dem der Prozess gemacht wird.