Genf (epd). Deutschland und andere Geber haben Zusagen von mehr als 2,4 Milliarden US-Dollar (2,2 Milliarden Euro) für die humanitäre Hilfe in Afghanistan gemacht. Weitere Hilfs-Ankündigungen von Ländern stünden noch aus, teilten die Vereinten Nationen am Donnerstagabend kurz vor Abschluss einer virtuellen internationalen Geberkonferenz mit.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte, Deutschland stelle zusätzliche 200 Millionen Euro bereit. Gleichzeitig übten Baerbock und andere Staatenvertreter scharfe Kritik an der Diskriminierung von Mädchen und Frauen in Afghanistan, das von den radikalislamischen Taliban kontrolliert wird.
UN-Generalsekretär António Guterres hatte zu Beginn der Konferenz die internationale Gemeinschaft zu großzügiger Hilfe für Afghanistan aufgerufen. Die humanitäre Situation habe sich in den vergangenen Monaten in alarmierender Weise verschlimmert, erklärte Guterres.
Er fuhr fort, dass 95 Prozent der schätzungsweise 39 Millionen Menschen in dem Land nicht genug zu essen hätten. Neun Millionen Menschen seien von einer Hungersnot bedroht Er veranschlagte einen Betrag von 4,4 Milliarden US-Dollar (3,95 Milliarden Euro), der 2022 für die humanitäre Hilfe in Afghanistan benötigt werde.
Das sei der größte Betrag für humanitäre Hilfe in einem einzigen Land. Damit sollen Lebensmittel, Wasser, Medikamente, Unterkünfte und andere Hilfsgüter finanziert werden. Bislang seien aber nur 13 Prozent der Summe überweisen worden.
Bundesaußenministerin Baerbock prangerte vor allem den Ausschluss von Mädchen vom Besuch weiterführender Schulen durch die Taliban an. Es habe ihr das Herz gebrochen zu sehen, wie die Mädchen vor ihren geschlossenen Schulen weinten, sagte Baerbock.
Die Außenministerin rief die Taliban „eindringlich auf, gleichberechtigten Zugang zu Bildung zu gewähren“. Sie müssten die Menschenrechte achten, eine inklusive Regierung bilden und den Terrorismus bekämpfen. Kein Land könne sich weiterentwickeln und gedeihen, wenn Frauen und Mädchen vom wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen seien. Die Taliban hatten vergangene Woche entgegen ihrer Ankündigung den Schulbesuch für Mädchen ab der 7. Klasse zum neu begonnenen Schuljahr weiter verboten.
Neben den UN organisierten Deutschland, Großbritannien und Katar die Veranstaltung mit. Laut dem Hilfswerk Unicef hat sich besonders die Lage der Kinder in Afghanistan dramatisch verschlechtert. Rund 13 Millionen Kinder benötigten dringend humanitäre Hilfe. Jedes zweite Kind leide an akuter Mangelernährung; mehr als eine Million Mädchen und Jungen seien so schwer mangelernährt, dass ihr Leben in Gefahr sei. Immer mehr Kinder erkrankten an Masern. Millionen Kinder, insbesondere Mädchen, liefen Gefahr, langfristig nicht zur Schule gehen zu können.