Berlin, Genf (epd). Deutschland gibt zusätzliche 200 Millionen Euro für die humanitäre Hilfe in Afghanistan. Dies kündigte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Donnerstag bei einer virtuellen internationalen Geberkonferenz für das Land an. Zudem übte sie scharfe Kritik am Ausschluss von Mädchen vom Besuch weiterführender Schulen durch die Taliban. Es habe ihr das Herz gebrochen zu sehen, wie die Mädchen vor ihren geschlossenen Schulen weinten, sagte Baerbock.
Die UN wollen bei der Konferenz um Mittel für ihren Bedarf von 4,4 Milliarden US-Dollar (3,95 Milliarden Euro) für die humanitäre Hilfe in Afghanistan in diesem Jahr werben. Das sei der größte Betrag für humanitäre Hilfe in einem einzigen Land. 95 Prozent der Afghaninnen und Afghanen haben laut den UN nicht genug zu essen. Mit dem Geld sollen Lebensmittel, Wasser, Medikamente, Unterkünfte und andere Hilfsgüter finanziert werden. Bislang seien aber nur 13 Prozent der Summe überweisen worden. Neben den UN organisieren Deutschland, Großbritannien und Katar die Veranstaltung mit.
Baerbock rief die radikalislamischen Taliban „eindringlich auf, gleichberechtigten Zugang zu Bildung zu gewähren“. Sie müssten die Menschenrechte achten, eine inklusive Regierung bilden und den Terrorismus bekämpfen. Kein Land könne sich weiterentwickeln und gedeihen, wenn Frauen und Mädchen vom wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen seien.
Die Taliban hatten vergangene Woche entgegen ihrer Ankündigung den Schulbesuch für Mädchen ab der 7. Klasse zum neu begonnenen Schuljahr weiter verboten. Die afghanischen Schülerinnen hätten voller Ungeduld zurück in ihre Klassenzimmer gewollt, sagte die Außenministerin. Doch als sie in ihren Schulen angekommen seien, seien sie wieder nach Hause geschickt worden.