Berlin (epd). Der Deutsche Hospiz- und Palliativverband und die Gesellschaft für Suizidprävention fordern den Bundestag auf, ein Gesetz zur Vorbeugung gegen Selbsttötungen auf den Weg zu bringen. Das müsse geschehen, noch bevor das Parlament über eine Neuregelung der Suizidbeihilfe entscheide, verlangten die Verbände am Donnerstag in Berlin in einer gemeinsamen Erklärung und legten entsprechende Vorschläge vor.
Bundesweit müsse gesetzlich geregelt werden, dass und wie über Suizide und die Folgen aufgeklärt und wie die Vorbeugung gegen Selbsttötungen im Gesundheitswesen verankert werde. Außerdem verlangen der Hospizverband (DHPV) und die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS), das Thema in der Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften und sozialen Berufen zu verankern. Rund 60.000 Menschen verlören pro Jahr einen Angehörigen durch einen Suizid.
Hintergrund des Appells der beiden Verbände ist die anstehende Neuregelung der Beihilfe zum Suizid, nachdem das Bundesverfassungsgericht das Verbot organisierter, sogenannter geschäftsmäßiger Hilfe beim Suizid kassiert hatte. Es geht dabei um die Überlassung tödlich wirkender Medikamente als besondere Form der Sterbehilfe.
Aktuell liegen dazu zwei Gesetzesvorschläge vor. Eine Gruppe von Abgeordneten will Ärzten erlauben, die todbringenden Substanzen zu verschreiben, wenn eine Beratung in staatlich finanzierten Beratungsstellen vorausgegangen ist, die sicherstellt, dass der Sterbewunsch wirklich der freie Wille des Betroffenen ist. Eine andere Gruppe will hingegen erneut den Versuch unternehmen, bestimmte Formen der Suizidassistenz zu verbieten und die Hilfe zur Selbsttötung nur in engen Grenzen zu erlauben.
Bevor es um die Sicherstellung von Beratungen im Rahmen einer gesetzlich geregelten Suizidbeihilfe gehen könne, müsse erst einmal Suizidprävention sichergestellt werden, verlangte der DHPV-Vorsitzende Winfried Hardinghaus. Die Verbände fordern unter anderem eine bundesweit einheitliche Telefonnummer für Menschen mit Selbsttötungsgedanken und ihre schnelle Weitervermittlung an örtliche und ausreichend vorhandene Hilfsangebote.
In Deutschland nimmt sich jede Stunde ein Mensch das Leben. 2020 starben 9.206 Menschen durch Suizid, drei Viertel von ihnen waren Männer. 100.000 Menschen unternahmen 2020 einen Suizidversuch. Im Durchschnitt sind die Männer und Frauen, die sich das Leben nehmen, knapp 60 Jahre alt.