Berlin (epd). Die Bundesregierung und die Organisation SOS-Kinderdorf haben eine Meldestelle zur Koordinierung der Aufnahme ukrainischer Waisenkinder ins Leben gerufen. Rund 100.000 Waisen- und Heimkinder gebe es in der Ukraine, sagte Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) am Donnerstag in Berlin. Ein Drittel davon habe bereits das Land verlassen, um vor dem Krieg zu fliehen. Bei der neuen Meldestelle - einer Telefon-Hotline - können sich Menschen melden, die Platz für die Kinder zur Verfügung stellen können.
Wie viele Waisenkinder aus der Ukraine inzwischen auch in Deutschland angekommen sind, wird derzeit genauer erfasst. Spiegel zufolge haben bislang erst Berlin, Brandenburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Daten gemeldet. In diesen vier Bundesländern sind demnach bislang rund 400 Waisenkinder untergekommen.
Ziel der Koordinierung ist es nach Angaben von Familienministerium und SOS-Kinderdorf die Gruppen von Kindern möglichst gemeinsam sowie mit ihren bekannten Betreuern und Betreuerinnen unterzubringen. Je nach Heim könnten dies 100 bis 200 Kinder sein, sagte Spiegel. Der Aufruf richte sich damit unter anderem an Hotels, Jugendherbergen und Schullandheime. Ein Teil der Kinder sei bereits in Einrichtungen von SOS-Kinderdorf untergebracht. Das Bundesverwaltungsamt übernimmt Spiegel zufolge die Verteilung der Kinder.
An die Meldestelle könnten sich auch Menschen wenden, die Waisenkinder aus der Ukraine herausgebracht haben, erläuterte die Vorstandsvorsitzende von SOS-Kinderdorf, Sabine Schutter. Die Telefon-Hotline ist ihren Angaben zufolge unter der Nummer 0800/1260612 täglich zwischen 8 und 18 Uhr erreichbar, auch an Wochenenden.