Berlin, Bonn (epd). Hilfsorganisationen warnen vor einer Verschärfung der humanitären Krise im Jemen. Mehr als 17 Millionen Menschen hungerten, erklärte Oxfam am Donnerstag mit Blick auf den siebten Jahrestag des Kriegsbeginns am 26. März. Laut Prognosen könne diese Zahl bis Ende des Jahres auf 19 Millionen Menschen ansteigen - damit würden nahezu zwei Drittel der Bevölkerung unter Hunger leiden. Für zusätzlichen Druck sorgten auch die steigenden Weizenpreise infolge des Ukraine-Krieges.
Der Jemen importiert laut der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) mehr als die Hälfte seines Weizens aus Russland und der Ukraine. Eigenen Recherchen zufolge seien die Getreide-Preise bereits gestiegen, erklärte Oxfam. In der Hauptstad Sanaa beispielsweise sei das Brot in der Woche nach dem russischen Angriff auf die Ukraine um 35 Prozent teurer geworden. Auch die hohen Treibstoffpreise verschärften die Krise, beispielsweise weil Landwirte es sich nicht mehr leisten könnten, ihre Güter auf Märkte zu bringen.
„Nach sieben Jahren Krieg sehnen sich die Menschen im Jemen verzweifelt nach Frieden“, sagte der Oxfam-Landesdirektor für den Jemen, Ferran Puig. „Stattdessen sehen sie sich mit noch mehr Tod und Zerstörung konfrontiert.“ Auch die internationale Hilfsorganisation Care warnte vor den Folge steigender Lebensmittelpreise im Jemen.
Das Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ forderte ebenfalls mehr Aufmerksamkeit für das Leid der Menschen im Jemen. „Die Gelder reichen bei Weitem nicht aus, um die Not zu lindern“ sagte Manuela Roßbach, Vorständin des Zusammenschlusses mehrerer deutscher Hilfsorganisationen. Die Krise im Jemen dürfe nicht in Vergessenheit geraten. Laut dem Bündnis ist auch die medizinische Versorgung in dem Land „heute noch schlechter als zuvor“.
Im Jemen kämpft die Regierung seit sieben Jahren mit Hilfe Saudi-Arabiens und anderer Mächte gegen die Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden. Die Vereinten Nationen veranschlagen für das laufende Jahr rund 4,3 Milliarden US-Dollar (3,9 Milliarden Euro) für die Hilfe in dem Land. Bei einer Konferenz Mitte März haben Geber davon knapp 1,3 Milliarden US-Dollar (1,2 Milliarden Euro) zugesagt.