Gütersloh (epd). Zwei Drittel der Deutschen fühlen sich einer Umfrage zufolge schlecht über die Leistungen von Arztpraxen, Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen informiert. Das Gefühl der Unsicherheit fällt umso stärker aus, je geringer der Bildungsabschluss ist, wie aus einer am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichten Bestandsaufnahme des Projekts „Weisse Liste“ der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Zugleich stimmten 87 Prozent der Forderung zu, dass Einrichtungen der Gesundheitsversorgung gesetzlich dazu verpflichtet werden sollten, ihre Qualitätsdaten offenzulegen.
Die im deutschen Gesundheitswesen seit 15 Jahren betriebene, zum Teil recht aufwändige Qualitätsberichterstattung scheine damit ihr Ziel weitgehend zu verfehlen, hieß es. Für die repräsentative Studie befragte Kantar Emnid im Auftrag der Stiftung im Januar 1.027 Bürgerinnen und Bürger.
„Es klafft eine große Lücke zwischen dem Informationsbedarf der Bevölkerung und dem, was das Gesundheitssystem derzeit aus sich heraus an Transparenz bietet“, sagte der Gesundheitsexperte der Stiftung, Stefan Etgeton, zu den Ergebnissen der Umfrage. Ziel müsse es sein, vorhandene Daten stärker für die Qualitätsberichterstattung zu nutzen und patientenrelevante Informationen genau dort bereitzustellen, wo sie im Versorgungsalltag benötigt werden.
Schon heute ließen sich Abrechnungs- und andere Routinedaten heranziehen, um über medizinische Leistungen und deren Qualität zu informieren. Dazu sei es notwendig, die vorhandenen Datenbestände allgemein zugänglich zu machen. „Sie sind nicht das Eigentum der Ärzteschaft, der Krankenkassen oder des Staates, sondern ein öffentliches Gut“, betonte Etgeton.
Laut der Umfrage erwarten 71 Prozent der Deutschen vor allem von ihrer Hausarztpraxis Orientierungshilfe etwa bei der Suche nach einem Krankenhaus. 62 Prozent der Befragten gaben an, in der Frage auch Krankenkassen oder eine unabhängige Institution wie die Stiftung Warentest heranzuziehen. „Es spricht viel dafür, die Akteure, die an einer sachgerechten und nutzerorientierten Qualitätsinformation interessiert sind, mit ihren Aktivitäten und Angeboten in einer übergreifenden, digital gestützten Plattform zusammenzuführen“, sagt Uwe Schwenk, Geschäftsführer des Internetportals „Weisse Liste“.
Etgeton forderte zudem, in der Qualitätsbeurteilung stärker Patientenerfahrungen mit einzubeziehen. Obwohl die Gesundheitsministerkonferenz bereits 2018 eine systematische Erhebung von Patientenerfahrungen in allen Einrichtungen des Gesundheitswesens gefordert habe, sei davon bislang so gut wie nichts umgesetzt worden, kritisierte er.