Mainz (epd). In Rheinland-Pfalz können Schulabgänger und junge Erwachsene unter 27 Jahren in den kommenden Monaten berufsvorbereitende Handwerks-Praktika mit einem Wiederaufbau-Einsatz im Ahrtal verbinden. Mit dem Angebot sollten junge Menschen auch für eine Handwerkslehre begeistert werden, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung der „Freiwilligen Aufbauzeit“. Bis Ende des Jahres werden in ausgewählten Betrieben der Ahrtal-Region zunächst 16 Plätze für die Dauer von bis zu sechs Monaten angeboten.
Neun Teilnehmer haben ihren Einsatz nach Aussage von Arbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD) in den vergangenen Tagen bereits aufgenommen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten ein monatliches Taschengeld in Höhe von 470 Euro und bei Bedarf eine kostenfreie Unterkunft in der Region.
Weil es sich um einen komplett neuen Ansatz handele, sei die Teilnehmerzahl zunächst begrenzt worden. „Das Handwerk hat natürlich größeren Bedarf“, sagte Ralf Hellrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz. Die Kammer sorgt auch für eine enge pädagogische Betreuung der Freiwilligen.
Neben der Arbeit in den Partnerbetrieben, in denen die jungen Leute bis zu drei unterschiedliche Berufsfelder von Metallbauer über Elektriker bis zum Zimmerer und Maurer kennenlernen können, ist auch die Teilnahme an gemeinnützigen Projekten wie dem Aufbau zerstörter Spielplätze möglich.
Bei der Entwicklung des Konzepts für die Freiwilligenzeit im Ahrtal habe das Land den „Spirit der freiwilligen Helferinnen und Helfer“ aus den ersten Wochen nach der Flutkatastrophe aufgegriffen, erklärte die Ministerpräsidentin. Viele seien damals in die zerstörte Region gekommen, weil sie dort etwas Sinnvolles hätten tun können.
Nach der Starkregen-Katastrophe machten Reparaturen an zerstörten Gebäuden noch rund 70 Prozent seiner Aufträge aus, sagte Dominik Tietz, Inhaber eines am Projekt beteiligten Elektrotechnik-Fachbetriebs aus dem Landkreis Ahrweiler. Manche Bewohner seien zwar bereits in ihre wiederhergerichteten Häuser gezogen, aber noch immer sehe es vielerorts katastrophal aus. „Ich habe Anrufe von Leuten, die auch nach acht Monaten noch immer keinen Elektriker gefunden haben“, berichtete er.