München (epd). Im Fall der Messerattacke eines Syrers auf Passagiere eines ICE zwischen Regensburg und Nürnberg im November 2021 hat sich eine überraschende Wendung ergeben. Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass es sich um eine islamistisch motivierte Tat handelte, wie die Generalstaatsanwaltschaft am Montag in München mitteilte. Zunächst war der 27-jährige Täter als psychisch gestört eingestuft und in einer psychiatrischen Klinik untergebracht worden.
Der Fall sei bereits am 11. März vom Generalbundesanwalt in Karlsruhe übernommen worden, der für die Verfolgung von Terroranschlägen zuständig ist. Zuerst darüber berichtet hatte die „Süddeutsche Zeitung“.
Am 6. November 2021 hatte der Syrer im ICE ein Messer gezückt und scheinbar wahllos auf Passagiere eingestochen. Vier von ihnen wurden teils schwer verletzt, bevor Polizeibeamte den Täter überwältigten. Eine erste psychologische Begutachtung des Mannes sofort nach der Tat hatte Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung ergeben. Im Laufe der Unterbringung in der Klinik mehrten sich hieran jedoch Zweifel.
Bei der Auswertung zahlreicher Smartphones und Laptops stießen die Ermittler der Kriminalpolizeiinspektion Oberpfalz sowie der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bei der Generalstaatsanwaltschaft München auf Propagandamaterial der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Aus diesem Grund wurde der Beschuldigte am 19. Januar laut Generalstaatsanwalt in eine Justizvollzugsanstalt verlegt. Ihm werden versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung in zwei Fällen, versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung sowie vorsätzliche Körperverletzung zur Last gelegt. Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen soll der Syrer alleine gehandelt haben.