Mannheim (epd). Bei Musikschülern ist das Instrument des Jahres 2022, das Drumset, sehr beliebt. Denn es sei „sehr körperlich und energetisch“, sagt die Schlagzeugerin, Komponistin und Musik-Dozentin Anika Nilles im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wenn man auf die Trommel schlage, bekomme man sofort eine Antwort in Form von Schwingungen und Emotionen. Nach Angaben des Landesmusikrats Baden-Württemberg ist es in den Musikschulen das fünftmeist gespielte Instrument.
Doch das Drumset zu spielen sei viel mehr als nur „schön draufhauen“, erklärt Nilles, die die Schlagzeug-Abteilung an der Popakademie Mannheim leitet. Viel zu oft werde das Instrument, das aus einer Kombination aus kleinen und großen Trommeln und Becken besteht, einfach nur als laut und lärmend wahrgenommen. Die 38-Jährige ist Schirmherrin des Landesmusikrates Baden-Württemberg für das Instrument des Jahres und will diese Aufgabe nutzen, um Vorurteile abzubauen und das Drumset in das „richtige Licht zu rücken“.
Denn es könne auch ganz leise sein: Es sei ein rhythmisch-melodisches Instrument, „melodisch ohne Töne“, sagt Nilles, die durch ihre Musikvideos auf Youtube weltweit bekannt wurde. Sie wünscht sich vom Publikum, dass es ganz genau zuhört: Geschulte Ohren würden erkennen, dass das Schlagzeug nicht nur den Puls beim Tanzen vorgebe, sondern auch die rhythmischen Melodien dazwischen.
Sie selbst habe sich schon als Kind für das Instrument interessiert und durfte das Schlagzeug ihres Vaters spielen, einem Hobbymusiker. „Das hat mir viel gegeben, weil ich als Kind sehr wild war“, sagt sie. Ein Musikstudium kam für ihre Eltern trotz des Talents nicht infrage. So machte sie eine Ausbildung zur Erzieherin.
Erst mit 26 Jahren widmete sie sich ganz der Musik und studierte als erste Frau Schlagzeug an der Popakademie Mannheim. „Ich bin groß geworden unter Jungs“, sagte sie. Auch heute sei das Drumset noch eine Männerdomäne, obwohl sich dies langsam ändere. Es werde aber sicher noch zehn Jahre dauern, bis der Anteil von Frauen und Männern ausgeglichen sei.
Das Instrument lernen könne fast jede und jede, ist sie überzeugt: 98 Prozent sei Übung und nur zwei Prozent Talent. Ganz wichtig sei die richtige Technik. Sie ermutigt ihre Studierenden aber auch, individuell und kreativ zu sein - so wie sie in ihren Solo-Auftritten oder mit ihrer Band Nevell.