Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht mit der Fluchtbewegung aus der Ukraine „gewaltige Aufgaben“ auf Deutschland zukommen. „Was wir erleben, das ist wahrscheinlich die größte Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Steinmeier am Freitag bei einer Veranstaltung mit Bürgermeistern und Kommunalpolitikerinnen in Berlin. Ihn beeindrucke das Engagement, die Hilfsbereitschaft und Mitmenschlichkeit der vor Ort Verantwortlichen und Freiwilligen zutiefst, sagte er.
Zugleich betonte Steinmeier, dass auch der Staat gefordert sei. „Wir brauchen die Organisation und Logistik, um die Geflüchteten im ganzen Bundesgebiet zu verteilen“, sagte Steinmeier. Der Lastenausgleich sei das Gebot der Stunde, damit freiwilliges Engagement nicht schon in kurzer Zeit an seine Grenzen komme. Die Kommunen könnten die Herausforderung nicht ohne Unterstützung von Bund und Ländern meistern.
Der Bund unterstützt bereits logistisch bei der Verteilung von Flüchtlingen und hat auch finanzielle Hilfe in Aussicht gestellt. Bis Freitag sind nach Zählung der Bundespolizei mehr als 197.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland angekommen. Die tatsächliche Zahl dürfte aber höher liegen.
Steinmeier sprach in seiner Rede zum Auftakt der neuen Reihe „Ortszeit“ von einer „dreifachen Krise“. Er verwies auf die Pandemie, den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die Umbrüche, die nötig seien, um den Klimawandel einzudämmen. Es gehe ihm darum, diese Umbrüche nicht zu erleiden, sondern zu gestalten, sagte Steinmeier.
Mit der Reihe „Ortszeit“ will Steinmeier in seiner zweiten Amtszeit als Bundespräsident verstärkt Regionen in Deutschland besuchen und sich vor Ort Zeit zum Kennenlernen der Menschen und ihrer Lebenslagen nehmen. Erste Station ist von Freitag bis Sonntag Altenburg in Thüringen, von wo Steinmeier dann auch die Amtsgeschäfte führen wird. Am Freitag startete formell die zweite fünfjährige Amtszeit Steinmeiers als Staatsoberhaupt. Mitte Februar war er von der Bundesversammlung mit großer Mehrheit wiedergewählt worden.