Junge Südafrikaner fordern gerechtere Impfstoffverteilung

Junge Südafrikaner fordern gerechtere Impfstoffverteilung
18.03.2022
epd
epd-Gespräch: Alexander Lang

Speyer (epd). Junge Christinnen und Christen in Südafrika fordern einen gerechten Zugang zu Corona-Impfstoffen für afrikanische Länder. Zahlreiche junge Mitglieder von christlichen Kirchen kritisierten, dass westliche Länder sich in der Corona-Pandemie unsolidarisch verhielten, sagte der ökumenische Jugendarbeiter David William Daniels von der Moravian Church in South Africa (MCSA) am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Speyer. Die MCSA unterhält eine Partnerschaft mit der hessen-nassauischen Landeskirche und gehört dem Missionswerk „Evangelische Mission in Solidarität“ an.

Viele junge Menschen in Südafrika und anderen afrikanischen Ländern lehnten zunehmend die europäisch-westliche Dominanz in Wirtschaft und Kultur ab und drängten auf weitgehende Unabhängigkeit, sagte Daniels. Der 30-Jährige ist ehrenamtlicher Mitarbeiter einer Initiative von südafrikanischen Kirchen zur Ausbildung von jungen kirchlichen Führungskräften. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Südafrikas ist unter 35 Jahre alt, fast 70 Prozent der jungen Leute sind arbeitslos.

Gerade die junge Generation in Südafrika und anderen afrikanischen Ländern dränge auf eine stärkere Dekolonisierung in allen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebensbereichen, sagte Daniels. Junge Afrikaner beklagten, dass westliche Länder in der Corona-Pandemie vor allem die Versorgung ihrer eigenen Bevölkerungen mit Impfstoff im Blick hätten. Die für afrikanische Länder bereitgestellten Impfdosen reichen Daniels zufolge bei weitem nicht aus. Diese müssten dafür zudem ein Vielfaches des üblichen Verkaufspreises bezahlen.

Aufgabe der Kirchen in Südafrika müsse es sein, zusammenzustehen und „mit einer Stimme“ gegen die Impfungerechtigkeit anzugehen, sagte Daniels. Auch seien die zahlreichen christlichen Kirchen gefordert, mehr zu tun, um das öffentliche Bewusstsein im Land für das Impfen und Coronaschutz-Maßnahmen zu fördern.

Die Lizenzen für die Impfstoffherstellung sollten nach Ansicht von Daniels den afrikanischen Ländern für einen fairen Preis verkauft werden. Dies würde es ermöglichen, vor Ort eigene Produktionsstätten für Impfstoff aufzubauen und unabhängig von ausländischen Lieferungen zu sein. Die Pläne des Mainzer Pharmaunternehmens Biontech, in Südafrika und anderen afrikanischen Ländern mobile Impfstofffabriken in Betrieb zu nehmen, sieht Daniels kritisch. Dazu wäre es nötig, dass die Verhandlungspartner gleichberechtigt seien.