Berlin (epd). Angesichts der deutschen Abhängigkeit von russischen Öl- und Gaslieferungen fordert die Energieökonomin Claudia Kemfert einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien. „Das Momentum ist da. Wir erleben jetzt unseren Fukushima-Moment hier in Deutschland“, sagte die Forscherin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Dienstagabend im RBB-Fernsehen.
„Viele Leute wollen was tun, und da sollte man sie jetzt an die Hand nehmen und alles dafür tun, dass die erneuerbaren Energien schneller vorankommen“, erklärte Kemfert. Nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima im März 2011 hatte der Bundestag im Juni 2011 mit breiter Mehrheit den Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie beschlossen.
Die Wirtschaftswissenschaftlerin sprach sie sich dafür aus, schnell mehr Flächen für Windenergie zur Verfügung zu stellen, Häuserdächer mit Solarenergie auszustatten und den Preis für den öffentlichen Nahverkehr zu halbieren. Zur Finanzierung schlug sie vor, die Gewinne der Mineralölkonzerne zu besteuern, die durch den Krieg gestiegen sind.
Den Vorschlag von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), einen Tankrabatt zu gewähren, lehnte die Wirtschaftswissenschaftlerin hingegen als sozial ungerecht und nicht sinnvoll ab. Wegen des Ukraine-Krieges sei auch in den kommenden Wochen mit weiter steigenden Preisen und einer Inflationsrate von bis zu zehn Prozent zu rechnen, sagte sie.