Potsdam, Berlin (epd). Der jüdische Auschwitz-Überlebende Leon Schwarzbaum ist tot. Der gebürtige Hamburger, der in Oberschlesien aufwuchs, sei in der Nacht zu Montag im Alter von 101 Jahren in Potsdam gestorben, teilte das Internationale Auschwitz Komitee in Berlin mit. Schwarzbaum überlebte als einziger Angehöriger seiner Familie die NS-Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald, ein Berliner Außenlager des KZ Sachsenhausen sowie zwei Todesmärsche. Später lebte er als Kunst- und Antiquitätenhändler in Berlin.
Zuletzt sollte Leon Schwarzbaum als Zeuge im NS-Prozess gegen einen früheren SS-Wachmann des KZ Sachsenhausen angehört werden, konnte jedoch nach Gerichtsangaben von vergangener Woche aus gesundheitlichen Gründen nicht befragt werden. Leon Schwarzbaum sei in den letzten Jahrzehnten seines Lebens zu einem der wichtigsten Zeitzeugen der Schoah geworden, betonte der geschäftsführende Vizepräsident des Auschwitz Komitees, Christoph Heubner.
Er sei besonders in seinen letzten Lebensjahren von dem Drang getrieben gewesen, an seine in Auschwitz ermordeten Eltern und all die anderen Opfer des Holocaust zu erinnern, betonte Heubner: „Er sprach in ihrem Namen.“ Zugleich sei Schwarzbaum von seinem Zorn darüber getrieben gewesen, dass so wenige SS-Täter vor Gericht gestellt wurden. Seine Zeugenaussage beim Detmolder Auschwitz-Prozess gegen Reinhold Hanning 2016 sei ein bleibendes Dokument der Menschlichkeit und der Erinnerung. „Leon Schwarzbaum wollte keinen Hass, er wollte Gerechtigkeit“, betonte Heubner: „Wir sind dankbar, dass Berlin ihm zu einer neuen Heimat werden konnte.“