Düsseldorf (epd). Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) hat im Zusammenhang mit dem Krisenmanagement bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 Fehler eingeräumt. „Natürlich hat es Fehler im System gegeben“, sagte Reul am Freitag im Hochwasser-Untersuchungssauschuss des Düsseldorfer Landtags, der sich mit möglichen behördlichen Versäumnissen beschäftigt. Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal waren 134 Menschen ums Leben gekommen.
Bei insgesamt 43.000 Einsätzen mit 23.000 Einsatzkräften während des Hochwassers seien Fehler aber „durchaus normal“, betonte Reul. Er wolle Fehler nicht „kleinreden“, aber in der Nachbetrachtung wirke vieles offensichtlicher als beim unmittelbaren Einsatz. Als Konsequenz sprach sich der Minister bei Katastrophen mit solchem Ausmaß für mehr Koordinierung durch das Land aus und empfahl die Einrichtung eines „taktischen Führungsstabs“. Auch müsse es für den Katastrophenschutz eine „Digitalisierungsoffensive“ geben.
Reul wies darauf hin, dass im Gesetz über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz (BHKG) die Städte und Kreise zuständig seien. Deren Behörden seien für die Abschätzung der Unwetterwarnungen verantwortlich. Das Innenministerium und damit das Land komme erst zum Zuge, wenn es um die Koordination überörtlicher Hilfe gehe. Eine grundsätzliche Übernahme der Einsatzentscheidungen sei aber auch in diesem Fall nicht vorgesehen.
Zur Kritik an der Entscheidung, keinen großen Krisenstab, sondern nur ein kleines Gremium eingesetzt zu haben, sagte Reul, das tatsächliche Ausmaß der Wassermengen sei „nicht ersichtlich“ gewesen. Der Minister wandte sich zugleich gegen die „Vorstellung“, die Katastrophe hätte „mit perfekter Vorbereitung“ verhindert werden können. Auch die Meteorologen hätten sich ein Szenario, wo in Hagen in drei Stunden die Regenmenge von drei Monaten niedergehen würde, nicht vorstellen können. Fernsehen und Radio hätten zum Zeitpunkt des Beginns der Katastrophe weder Sondersendungen noch Info-Laufbänder geschaltet.
Reul selbst befand sich nach eigenen Angaben zu Beginn der Flut im Urlaub in Norddeutschland, den er vielleicht „einen Tag früher“ hätte abbrechen sollen. Unmittelbar nach seiner Rückkehr am Abend des 15. Juli sei er ins Ministerium gefahren und habe dort übernachtet.