Berlin (epd). Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sollen fortan verbindlicher auf die Bundesländer verteilt werden. Nach einem Gespräch mit den Innenministern der Länder und den kommunalen Spitzenverbänden am Freitag kündigte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an, dass diejenigen verstärkt nach dem Königsteiner Schlüssel verteilt werden sollen, die nicht privat in Familien oder bei Bekannten untergebracht und versorgt werden. Der Verteilungsschlüssel berücksichtigt Größe und Wirtschaftskraft eines Landes. Zudem kündigte Faeser an, zusätzliche Unterkünfte für Schutzsuchende in Bundesimmobilien zu schaffen.
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind bis Freitag rund 110.000 Flüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. Sie können ohne Visum einreisen und sich frei bewegen. Viele kommen bei Freunden, Bekannten, Verwandten oder Menschen unter, die eine Unterkunft zur Verfügung stellen. Weil sie sich zunächst auch nicht registrieren müssen, liegt die tatsächliche Zahl der Flüchtlinge aber wahrscheinlich höher.
„Ganz überwiegend kommen Frauen, Kinder und alte Menschen zu uns, die Entsetzliches erlebt haben“, sagte Faeser. „Dieser Krieg mitten in Europa ist eine unbegreifliche humanitäre Katastrophe“, sagte sie. Am Freitagnachmittag wollte sie sich gemeinsam mit dem Brandenburger Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) ein Bild von der Lage in Frankfurt an der Oder machen. Über die Stadt an der Grenze zu Polen kommen viele der Kriegsflüchtlinge nach Deutschland.