Berlin (epd). Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht Deutschland in einer „kritischen Situation“ in der Pandemie und hat deutlich gemacht, dass es auch weiter Corona-Einschränkungen geben wird. Die Bundesländer würden schon bald Hotspot-Regelungen treffen müssen, sagte Lauterbach am Freitag in Berlin. Er rief die Länder auf, die von der Ampel-Koalition vereinbarten Änderungen am Infektionsschutzgesetz nicht länger zu kritisieren, sondern sich rasch auf die Umsetzung vorzubereiten. Die Maßnahmen reichten aus, aber das Gesetz sei nur so gut wie die Landtage, die es anwenden, erklärte Lauterbach.
Die gesetzlichen Änderungen sollen in der kommenden Woche vom Bundestag beraten und beschlossen werden. Sie sehen vor, dass es normalerweise außer Masken- und Testpflichten für bestimmte Bereiche kaum noch Corona-Einschränkungen geben soll. Die Landtage der Bundesländer können aber für regionale Hotspots schärfere Regeln beschließen. Lauterbach betonte, ein Hotspot könne auch ein ganzes Bundesland sein.
Er warnte erneut davor zu glauben, die Pandemie sei vorüber. Vielmehr sei es möglich, dass die Inzidenzen weiter steigen, wenn die Schutzmaßnahmen jetzt teilweise aufgehoben würden. Die Lage sei objektiv schlechter als die Stimmung in der Bevölkerung und auch in Teilen der Politik, sagte Lauterbach.
Seit März steigen die binnen 24 Stunden gemeldeten Infektionszahlen wieder und erreichten am Freitag mit 252.836 einen neuen Höchststand. Damit gibt es rund 16,7 Millionen bestätigte Infektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die die Zahl der Infektionen unter 100.000 Einwohnern binnen einer Woche angibt, stieg auf 1439,0 gegenüber 1388,5 am Vortag. 249 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus, damit erhöht sich die Zahl der Todesfälle auf 125.272.
Dem RKI zufolge ist der Anstieg der Infektionen vermutlich auf die ansteckendere Sublinie BA.2 der derzeit dominanten Omikron-Variante des Coronavirus zurückzuführen sowie die schrittweise Aufhebung der Kontakt-Einschränkungen.