Friedensforscherin: Ernsthafte Gespräche erst bei militärischem Patt

Friedensforscherin: Ernsthafte Gespräche erst bei militärischem Patt

Osnabrück, Hamburg (epd). Die Friedensforscherin Julia Strasheim sieht aktuell noch keine Basis für Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland. „Wir sind noch weit entfernt von einem nachhaltigen Friedensprozess und davon, dass die Ursachen des Konflikts aufgearbeitet und Lösungen gesucht werden“, sagte die Programmleiterin Europa und internationale Politik der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung in Hamburg der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag). Solange Russland glaube, seine Ziele mit militärischen Mitteln erreichen zu können, werde es keine ernsthaften Gespräche geben.

Strasheim reagierte damit auf das ergebnislose Gespräch zwischen dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba und seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow am Donnerstag im türkischen Antalya. „Die Friedensforschung sagt uns: Verhandlungen und Gespräche zwischen zwei Seiten, die beide Maximalpositionen vertreten, führen dann zum Ziel, wenn sich beide Seiten in einer Pattsituation befinden, die schmerzhaft für sie ist, die sie zwingt zu erkennen, dass Gewalt nicht die gewünschten Ergebnisse bringt“, erläuterte sie. „Und davon ist man ja derzeit in der Ukraine ganz weit entfernt.“

Waffenlieferungen und Wirtschaftssanktionen seien ein Weg, ein Patt herbeizuführen, sagte die Wissenschaftlerin. Diese Druckmittel wirkten allerdings nicht kurzfristig, sondern nur mittelfristig. „Auch beenden sie einen Krieg nicht automatisch, sondern können ihn auch verlängern und verschärfen.“ Strasheim sagte voraus, es werde keine schnelle Lösung geben. Es sei aber gut, dass die Gesprächskanäle offen bleiben. Als mögliche Vermittler nannte sie China, Israel und die Türkei.