Frankfurt a.M. (epd). Hilfsorganisationen warnen, die Nothilfe für die Ukraine könnte auf Kosten afrikanischer Länder gehen. Verschiedene Geber hätten bereits angekündigt, 70 Prozent ihrer Hilfen für den Sahel zu kürzen, um damit Hilfslieferungen in die Ukraine zu finanzieren, erklärte die Generaldirektorin von „Ärzte der Welt“ im westafrikanischen Burkina Faso, Safia Torche, laut einer Mitteilung mehrerer Hilfsorganisationen vom Donnerstag. „Wir sind sehr besorgt, dass dies ein Trend wird und damit der Zugang zu Gesundheitsversorgung für Vertriebene in Burkina Faso noch begrenzter wird“, erklärte Torche.
Das Norwegische Flüchtlingshilfswerk (NRC), „Action Against Hunger“, „Ärzte der Welt“ und Oxfam teilten in der gemeinsamen Erklärung mit, die Finanzmittel für die Bewältigung der Krise in Westafrika deckten weniger als die Hälfte von dem, was eigentlich benötigt werde. Es sei entscheidend, dass die Krise in der Ukraine nicht die Gelder und Aufmerksamkeit für die Sahel-Region verringere. Auch steigende Getreidepreise durch den Konflikt in der Ukraine drohten die Situation in Ländern wie Burkina Faso zu verschärfen.
Durch die zunehmende Instabilität verschärfte sich die humanitäre Lage in der Region zuletzt. Mehr als 160.000 neu registrierte Vertriebene im Januar markierten den Hilfsorganisationen zufolge den zweitstärksten monatlichen Anstieg seit dem Beginn der Krise vor rund drei Jahren. Seit Januar 2019 nahm die Zahl der Vertriebenen in Burkina Faso demnach um 2.000 Prozent zu. Derzeit sind 1.7 Millionen Menschen auf der Flucht, zwei Drittel davon sind Kinder. In Burkina Faso und der Region haben bewaffnete Konflikte, transnationale Kriminalität und Gewalt eine humanitäre Krise ausgelöst, die durch Wetterextreme und die Folgen des Klimawandels noch verschärft wird.