Berlin (epd). Die Amadeu Antonio Stiftung warnt vor einer Umdeutung der Kriegsgeschehnisse in der Ukraine durch rechtsextreme und verschwörungstheoretische Akteure. „Sie sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht, aktuelle politische Ereignisse in ihrem Sinne umzudeuten“, sagte Anetta Kahane, Vorsitzende der Stiftung am Mittwoch in Berlin. Mit jeder Umdeutung versuchten die Rechtsextremen und Anhänger von Verschwörungstheorien, die Geschehnisse in ihr Weltbild einzupflegen.
Dadurch blieben Feindbilder bestehen, zeitgeschichtliche Ereignisse würden so uminterpretiert, dass sie in das Weltbild der Akteure und Akteurinnen passten und vermittelbar blieben. „Um etwa Antisemitismus zu verbreiten, wird Putin zum Teil einer jüdischen Weltverschwörung erklärt und Juden für den Krieg verantwortlich gemacht“, erklärte Kahane.
Zudem verbreiteten beispielsweise Verschwörungsideologen aus der sogenannten Querdenken-Szene Desinformationen, die vom russischen Präsident Wladimir Putin ausgingen, und unterstützten damit seinen Informationskrieg. Deutsche Neonazis sähen zudem die Chance, den Mythos nationalsozialistischer Befreiungskämpfe aufleben zu lassen und feierten ukrainische Ultranationalisten als Helden, warnte die Stiftung. Auch Rassismus gegen Geflüchtete werde im Kontext des Krieges in der Ukraine verstärkt geschürt.
Die jeweiligen Deutungen der Akteure und Akteurinnen seien dabei vielseitig und zum Teil widersprüchlich, zielten jedoch alle darauf ab, die Demokratie zu destabilisieren. Um dem entgegenzuwirken, brauche es Aufklärungs- und Bildungsarbeit, forderte die Stiftung.