Genf (epd). Die Gewalt und die Not in der Ukraine zwingen immer mehr Menschen in die Flucht: Rund zwei Millionen Menschen sind laut den UN nach dem russischen Einmarsch ins Ausland geflohen. Die meisten Geflüchteten seien in Polen untergekommen, meldeten das Flüchtlingshilfswerk UNHCR und die Internationale Organisation für Migration am Dienstag in Genf. Auch in Ungarn, Moldau, Rumänien und der Slowakei hätten sich Menschen aus der Ukraine in Sicherheit gebracht. Das UNHCR berichtete auch von Fluchtbewegungen nach Russland und Belarus.
Unterdessen verschärft sich das Elend in den Kampfgebieten wie in und um die südliche Hafenstadt Mariupol immer mehr. Die Menschen in Mariupol seien mit einer „apokalyptischen Lage“ konfrontiert, sagte der Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Ewan Watson. Die humanitären Vorräte des Roten Kreuzes seien praktisch aufgeraucht. Watson verlangte die Einrichtung stabiler und sicherer Passagen, damit Zivilisten aus der Stadt evakuiert werden können. Mariupol steht unter russischem Beschuss.
Die Ukraine und Russland verhandeln unter Vermittlung des Roten Kreuzes über die sicheren Passagen, die auch als humanitäre Korridore bekannt sind. Derweil hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bislang 16 Angriffe auf medizinische Einrichtungen in der Ukraine bestätigt. Die Attacken auf Krankenhäuser, Praxen und andere Einrichtungen seien stark zu verurteilen, erklärte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge.
Bei den Angriffen seien zwei Dutzend Menschen verletzt oder getötet worden. Weitere mögliche Angriffe würden untersucht, betonte Kluge. Der WHO-Direktor ließ offen, wer für die Angriffe verantwortlich ist. Laut Kluge herrscht in den ukrainischen Krankenhäusern ein großer Mangel an Medikamenten und Ausrüstung, etwa Insulin und Operationsbesteck.
Die WHO habe zwei Konvois mit 76 Tonnen medizinischem Material in die Ukraine gebracht. Die Kriegslage verhindere aber eine schnelle Auslieferung der Güter an die Gesundheitseinrichtungen. Auch Kluge verlangte von den Kriegsparteien, eine „sichere Passage“ der Transporte zu gewährleisten.