Berlin (epd). Sorgearbeit und Erwerbsarbeit sind zwischen Frauen und Männern in Deutschland sehr ungleich verteilt: In rund 75 Prozent der Paarhaushalte übernimmt der Mann weniger als die Hälfte der Sorgearbeit, also Hausarbeit und Betreuungsaufgaben, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hervorgeht. Leistet der Mann aber mehr Sorgearbeit, steigt die Erwerbsbeteiligung von Frauen. Der Arbeitsumfang der Frauen nimmt der Erhebung zufolge sogar viermal so viel zu, wie er beim Mann abnimmt.
„Unsere Ergebnisse zeigen: Das 'bisschen Haushalt' macht sich nicht von allein“, sagte Studienautorin Claire Samtleben. Werde die Sorgearbeit ausgelagert, etwa mit Kitabetreuung oder Haushaltshilfen, erhöhe dies nicht nur die Beschäftigungswahrscheinlichkeit und den Erwerbsumfang bei den Frauen, sondern auch bei den Männern.
Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Werden Frauen bei der Hausarbeit entlastet, erhöht sich ihre Erwerbsbeteiligung stärker, als wenn sie bei der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen stärker unterstützt werden. Dieser Aspekt ist bisher nach Ansicht von Co-Autor Kai-Uwe Müller von der Politik vernachlässigt worden.
Im aktuellen Koalitionsvertrag ist nun die Subventionierung von haushaltsnahen Dienstleistungen vorgesehen. „Die Förderung der haushaltsnahen Dienstleistungen, beispielsweise über ein Gutscheinsystem kann, richtig ausgestaltet, Vorteile für viele bringen“, sagte Müller.
Sorgearbeit und Vollzeittätigkeit beider Partner lassen sich gerade bei Paaren mit Kindern nur schwer realisieren, wie es hieß. „Wenn aber die Erwerbstätigkeit von Frauen gefördert werden soll, muss der Hebel der Sorgearbeit genutzt werden - entweder über eine von öffentlicher Hand organisierte Entlastung der Haushalte oder durch eine egalitärere innerpartnerschaftliche Aufteilung“, appellierte DIW-Forscherin Samtleben.