Friedrichroda (epd). Thüringen will mit erheblichen finanziellen Mitteln die Sanierung von Schloss Reinhardsbrunn im Landkreis Gotha in Gang setzen. Nachdem im vergangenen Jahr bereits 500.000 Euro in den Erhalt der „historischen Wiege Thüringens“ geflossen seien, stünden im aktuellen Haushalt weitere 2,6 Millionen Euro bereit, sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) am Freitag bei einem Vor-Ort-Termin am Rand des Thüringer Waldes. Das Ensemble mit seinen weitläufigen Parkanlagen solle wieder ein „gesamtthüringischer Identifikations- und Begegnungsort“ werden.
Bis dahin sei es allerdings ein weiter Weg. „Im Moment sind wir noch mit der Unterbrechung des Verfalls beschäftigt“, räumte Ramelow ein. Er kündigte die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft aus Kommune, Landkreis, Land und Bürgern an. Eine Übertragung des Schlosses mit Park und Nebengebäuden an die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten schloss er ebenso wenig aus wie die Nutzung durch einen privaten Eigentümer.
Schloss Reinhardsbrunn war vor dem Hintergrund seines allmählichen Verfalls auf eine laut Ramelow in der Bundesrepublik bisher einmalige Art und Weise enteignet worden. Die Eigentümer ließen jedwede Erhaltungsmaßnahmen vermissen, hieß es zur Begründung. Dagegen wehrten sich zwei Grundschuldinhaber über Jahre letztlich vergeblich juristisch.
Seit dem 25. Februar 2021 ist das Schloss offiziell in den Besitz des Freistaates übergangen. Seitdem seien verschiedene Arbeiten an Park und Gebäude durchgeführt worden. Dazu zählen laut Ramelow die Einsturzsicherung der Schlosskapelle und die Reparatur eines Marmorkamins. Mit Hilfe eines archäologischen Bodenradars sei auch die einstige Klosterkirche lokalisiert worden, die 1525 zerstört worden war.
Erstes Etappenziel der Wiederherstellungen soll die Restaurierung der Schlosskapelle sein. Sie könnte bis zum Herbst 2023 soweit fortgeschritten sein, dass Besichtigungen zum Tag des offenen Denkmals möglich wären.
In Reinhardsbrunn befand sich im Mittelalter das Hauskloster der thüringischen Landgrafen. Während des Bauernkrieges wurde das Kloster geplündert und zerstört. Im 17. und 18. Jahrhundert errichtete das Geschlecht der Ernestiner hier ein neugotisches Lustschloss mit ausgedehntem Schlosspark. Ab 1953 wurde das Objekt in der DDR als Hotel insbesondere für Gäste aus dem westlichen Ausland genutzt, im Park fanden Ferienlager der Pioniere statt.
Nach der friedlichen Revolution wurde Reinhardsbrunn durch die Treuhandanstalt an zwei Hotelgruppen verkauft. Alle Versuche einer Revitalisierung scheiterten jedoch. Schlagzeilen machte die Immobilie dagegen wegen des anhaltenden juristischen Streits mit den Eigentümern um den Verfall der Anlage.