Frankfurt a.M., Khartum (epd). Sudanesische Behörden haben Medienberichten zufolge mehr als 100 Menschen freigelassen, die bei Protesten gegen die Militärjunta festgenommen worden waren. Seit Sonntag seien 115 Personen, darunter Demonstrantinnen und Demonstranten, Menschenrechtsaktivisten und Mitglieder einer Widerstandsgruppe, berichtete der französische Auslandssender RFI am Freitag. Seit dem Militärputsch Ende Oktober gibt es im Sudan immer wieder Massenproteste, die von den Machthabern blutig niedergeschlagen werden.
Gründe für die Freilassungen wurden nicht genannt. Der vom UN-Hochkommissariat für Menschenrechte ernannte Experte für den Sudan, Adama Dieng, hatte diese Woche das Land besucht und die Freilassungen der vergangenen Tage als gutes Zeichen, aber als ungenügend bezeichnet. Die Militärjunta steht wegen ihres harten Vorgehens in der Kritik. Bei der Niederschlagung von Protesten seit dem Putsch am 25. Oktober wurden Dieng zufolge 82 Menschen getötet und hunderte teils schwer verletzt.
Die Demonstrantinnen und Demonstranten fordern eine demokratische Regierung und den Rückzug des Militärs. 2019 hatte das Militär den langjährigen Herrscher Omar al-Baschir abgesetzt und unter internationaler Vermittlung einen Übergangsrat aus Zivilisten und Soldaten gebildet. Ende Oktober nahm das Militär die am Rat beteiligten Zivilisten jedoch fest und übernahm die Macht.