Frankfurt a.M. (epd). Die gesetzlichen Krankenversicherungen haben einem Zeitungsbericht zufolge im vergangenen Jahr das höchste Defizit ihrer Geschichte verbucht. Die Ausgaben überstiegen die Einnahmen um fast 5,7 Milliarden Euro, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Dienstag) unter Berufung auf die Kassenverbände berichtet. Zuvor hatte das bisher höchste Minus 4,8 Milliarden Euro betragen. Dem Bericht zufolge war dieser Fehlbetrag 1992 nach der Wiedervereinigung und der Einführung des Krankenkassensystems in den neuen Bundesländern angefallen.
Die Lücke von 2021 sei mehr als doppelt so hoch gewesen wie im Jahr zuvor, hieß es weiter. Die Corona-Pandemie habe bei der Verschlechterung nur eine untergeordnete Rolle gespielt, da sie auch kostendämpfende Wirkungen gehabt habe - etwa dadurch, dass weniger Patienten zum Arzt, zum Zahnarzt, zur Rehabilitation oder zur Vorsorge gegangen seien. Die größten Defizite meldeten den Angaben nach der AOK-Bundesverband (4,1 Milliarden Euro) und der Ersatzkassenverband (576 Millionen). Es folgten die Betriebs- und die Innungskrankenkassen mit 500 und 409 Millionen Euro vor der Knappschaft mit 104 Millionen Euro.
Die Zeitung zitiert Verbandsvertreter, wonach die Kassen vor allem unter der gesetzlich vorgeschriebenen Abschmelzung ihrer Finanzreserven gelitten hätten sowie unter der Leistungsausweitung. Dazu hätten teurere Medikamente und gestiegene Heilmittelvergütungen gezählt.