München (epd). Die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland hat sich nach Berechnungen des Münchner Informationsdienstleisters Crif sprunghaft erhöht. Als Grund sieht die Wirtschaftsauskunftei zum einen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, vor allem aber eine Gesetzesänderung im Jahr 2020, die dazu geführt habe, dass Verbraucher Insolvenzanträge zurückgestellt und erst 2021 eingerichtet hätten. Wie Crif am Donnerstag in München mitteilte, stieg die Zahl der Privatinsolvenzen im vergangenen Jahr auf 109.031, im Vergleich zu 56.324 im Jahr zuvor.
2020 war entschieden worden, die Laufzeit des Verfahrens zur Restschuldbefreiung von sechs auf drei Jahre zu verkürzen. Viele Privatpersonen hätten daher ihren Insolvenzantrag bis zum Inkrafttreten der Änderung im Folgejahr aufgeschoben, sagte Crif-Deutschland-Geschäftsführer Frank Schlein.
Zudem hätten im vergangenen Jahr die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie einen Einfluss auf die Privatinsolvenzzahlen gehabt, hieß es. Bei vielen Arbeitnehmern und Selbstständigen, die während der Pandemie ihre Arbeit ganz oder teilweise verloren haben, seien die finanziellen Polster aufgebraucht.
Crif erwartet auch für das laufende Jahr eine hohe Zahl von Privatinsolvenzen und führt neben den Pandemie-Folgen steigende Miet- und Energiepreise an. Geschäftsführer Schein hält erneut bis zu 110.000 Fälle für möglich.