Berlin (epd). Die Corona-Pandemie hat die meist ohnehin schwere Suche nach einem Arbeitsplatz für Menschen mit Behinderung weiter erschwert. Im vergangenen Jahr seien fast 172.500 Menschen mit Behinderung arbeitslos gewesen, sagte der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, am Dienstag in Berlin. Das waren nach seinen Worten 11,5 Prozent mehr als 2019, vor dem Beginn der Pandemie. Auch die Langzeitarbeitslosenquote sei unter Behinderten höher. Dusel drang auf eine schnelle Einführung einer neuen Stufe der Ausgleichsabgabe für Unternehmen, die gar keine Menschen mit Behinderung beschäftigen. Dies ist im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP vereinbart.
Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten sind verpflichtet, fünf Prozent der Stellen mit Schwerbehinderten zu besetzen. Tun sie das nicht, müssen sie eine Ausgleichsabgabe in Höhe von 125 bis 320 Euro pro unbesetztem Arbeitsplatz zahlen, je nachdem, wie weit sie unter der Vorgabe bleiben. Dusel stört sich vor allem daran, dass ein Viertel der betroffenen Unternehmen in Deutschland gar keinen Menschen mit Behinderung beschäftigt. Damit müsse Schluss gemacht werden, sagte er. Er forderte für diese Unternehmen eine neue Stufe der Abgabe, die mindestens doppelt so hoch liegen solle wie die bisherige Höchststufe.
Auch der VdK drang am Dienstag auf die neue Abgabe. Präsidentin Verena Bentele, Dusels Amtsvorgängerin, forderte eine Abgabe in Höhe von 750 Euro. Die neue Bundesregierung müsse ihr Versprechen in dem Punkt zügig umsetzen, sagte sie.
Dusel präsentierte am Dienstag zudem weitere Themen, die er in dieser Wahlperiode schwerpunktmäßig begleiten will. Dazu zählten ein Augenmerk auf barrierefreien Wohnraum, ein inklusives Gesundheitssystem, behindertengerechter Verkehr mit Bus und Bahn, der Schutz Behinderter vor Gewalt und Unterstützung für Familien mit schwerstbehinderten und chronisch kranken Kindern, erklärte er.