Berlin (epd). Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann fordert eine weitreichendere Einbindung von jungen Menschen in die Corona-Politik. „Wir müssen sie stärker an den zentralen, wichtigen Entscheidungen beteiligen“, sagte er dem Berliner „Tagesspiegel“ (Montag). Es dürfe nicht das Gefühl entstehen, dass sie nicht gefragt würden, wenn kritische Entscheidungen anstehen. Dass junge Menschen „in einer geeigneten Weise in die Beratungen einbezogen werden“, sei Aufgabe der Politik, so der Professor an der Berliner Hertie School.
Die Corona-Pandemie führe zu Unsicherheit und Ungewissheit unter Jugendlichen: „Das Gefühl, nicht die gleichen Chancen zu haben, wie die Generationen davor, die Spaltung auch bei den Schulleistungen, das spüren junge Menschen sehr stark“, sagte Hurrelmann. 20 bis 30 Prozent der jungen Menschen hätten das Gefühl, in der Pandemie zurückgefallen zu sein und politisch nicht ernst genommen zu werden. „Da kann sich schnell was zusammenbrauen“, warnte der Wissenschaftler.
Um nicht über die Köpfe der Jugendlichen hinweg zu entscheiden, müssten in Schulen regelmäßige Beratungskreise stattfinden, an denen sich Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Fachkräfte „und hin und wieder auch Eltern“ beteiligen. „Das sollten gewählte Gremien sein, zum Beispiel der Corona-Rat der Schule, der nach festen demokratischen Spielregeln tagt“, sagte Hurrelmann. Bei der Umsetzung eines solchen Konzepts, das sich unter anderem auch an Berufsschulen oder Hochschulen umsetzen ließe, sei wichtig, dass „die Ernsthaftigkeit, eine solche Konfliktsituation auszuhalten, nicht verdrängt wird“.