Berlin (epd). Nicht einmal ein Drittel der Pflegedienste und Altenheime zahlt einer Studie zufolge ihren Beschäftigten Löhne in Tarifhöhe. Die am Montag in Berlin veröffentlichte bundesweite Erhebung liefert nach Angaben des AOK-Bundesverbandes erstmals einen detaillierten Überblick über das Ausmaß der Tarifbindung von Pflegeeinrichtungen in Deutschland. Die Studie liefert keine Informationen darüber, wie hoch die Entlohnung in den nicht-tarifgebundenen Einrichtungen ist.
„Die Ergebnisse zeigen, dass aktuell deutlich weniger als ein Drittel aller Pflegeeinrichtungen in Deutschland der Tarifbindung unterliegen. Hier gibt es also noch viel Luft nach oben“, sagte Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes. Die mit der Erhebung geschaffene Transparenz über die Höhe der in Pflegebetrieben gezahlten Löhne sei „ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu einer angemessenen Bezahlung des Pflegepersonals in allen Regionen Deutschlands“.
Der Erhebung zufolge liegt der durchschnittliche Stundenlohn über alle Beschäftigtengruppen bundesweit bei 18,95 Euro. Es zeigten sich jedoch deutliche Lohnunterschiede zwischen Ost und West: Während die durchschnittliche Entlohnung im Osten bei 17,98 Euro pro Stunde liege, seien es im Westen 20,19 Euro. Wie es weiter heißt, unterliegen 70 Prozent der Einrichtungen, die tariflich zahlen, kirchlichen Arbeitsrechtsregelungen, die restlichen 30 Prozent sind an Haus- oder Flächentarifverträge gebunden.
Nach einem Beschluss der alten Bundesregierung werden ab 1. September nur noch Pflegeeinrichtungen zur Versorgung zugelassen, die ihre Pflege- und Betreuungskräfte mindestens in Tarifhöhe bezahlen. Mit Blick auf die zu erwartenden steigenden Kosten durch eine bessere Bezahlung der Beschäftigten ab September forderte Reimann eine finanzielle Entlastung der gesetzlichen Pflegeversicherung. Dazu solle der Bund künftig versicherungsfremde Leistungen bezahlen.