Frankfurt a.M., Naypyidaw (epd). Seit dem Militärputsch in Myanmar sind binnen eines Jahres mehr als 3.300 Häuser niedergebrannt worden. Am schwersten betroffen sind die nordwestliche Region Sagaing und der benachbarte Bundesstaat Chin, wie das burmesische Programm des Senders Radio Free Asia am Samstag berichtete. Die Angaben stützen sich auf Aussagen von Bewohnern sowie Berichten lokaler Medien.
Befürchtet wird, dass die tatsächlichen Zahlen weitaus höher sind. Allein in der Region Sagaing wurden demnach 1.428 Gebäude niedergebrannt, im Chin-Staat waren es fast 980. In der angrenzenden Region Magwe waren mehr als 580 Häuser von Brandschatzungen betroffen. Im Bundesstaat Kayah (Karenni) im Osten Myanmars waren es 301 Gebäude. Die Regionen zählen zu den Hochburgen des bewaffneten Widerstands gegen die Junta. Insgesamt wurden Behausungen an 126 Orten landesweit niedergebrannt.
Menschenrechtler und Oppositionelle kritisieren die „Politik der verbrannten Erde“ als Racheakte des Militärregimes, die sich insbesondere gegen die Zivilbevölkerung richteten. Angesichts systematischer Morde, Vergewaltigungen, Brandschatzungen und Vertreibungen im gesamten Land sprechen die Kritiker des Regimes von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. In der Region Sagaing sowie im Bundesstaat Kayah hatte es im Dezember zwei Massaker gegeben, bei denen insgesamt mehr als 40 Menschen teils bei lebendigem Leib verbrannt worden waren.
Myanmars Generäle hatten den Putsch vom 1. Februar vergangenen Jahres mit Wahlbetrug begründet, ohne Beweise vorzulegen. Die regierende „Nationale Liga für Demokratie“ von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hatte die Abstimmung vom November 2020 klar gewonnen, die Partei der Militärs war unterlegen. Seit dem Umsturz versinkt das südostasiatische Land im Chaos. Laut der Hilfsorganisation für politische Gefangene AAPP wurden mindestens 1.519 Menschen bei Protesten getötet und fast 12.000 Personen verhaftet. Die meisten sitzen bis heute hinter Gittern.