Nürnberg (epd). Nach einem Jobverlust verschlechtert sich die materielle und soziale Teilhabe der Betroffenen bereits innerhalb des ersten Jahres deutlich. Das zeigt eine am Freitag in Nürnberg veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). „Dass sich in dieser relativ kurzen Zeitspanne negative Effekte abzeichnen, ist bemerkenswert“, erklärte Forscherin Laura Pohlan. Menschen mit geringen Qualifikationen seien stärker von den negativen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit betroffen als höher Qualifizierte.
Pohlan verwies darauf, dass es Arbeitslosen schwerer falle, Ersparnisse zu bilden. Auch hätten sie zunehmend Schwierigkeiten, unerwartete Ausgaben zu bewältigen. Außerdem verzichteten sie aus finanziellen Gründen häufiger als zuvor auf Aktivitäten wie Kino- oder Theaterbesuche oder die Bewirtung von Freunden zu Hause.
Laut der Studie verringert sich bei Arbeitslosen das durchschnittliche monatliche Haushaltsäquivalenzeinkommen um rund 151 Euro. Das entspricht einem Rückgang um zwölf Prozent. Im Vergleich zu durchgehend Beschäftigten, deren Einkommen leicht steigt, ergibt sich bei den Joblosen unter dem Strich gar ein Monatsverlust von 190 Euro. „Davon werden auch ihre Möglichkeiten berührt, aktiv am sozialen und kulturellen Leben teilzunehmen“, heißt es in der Studie.
Jenseits der sich eintrübenden Finanzlage kommen weitere Probleme hinzu, wie die Umfrage offenlegt: Befragte, die arbeitslos geworden sind, berichten zunehmend von seelischen Problemen wie Angst, Niedergeschlagenheit oder Reizbarkeit. Darüber hinaus sinkt die Lebenszufriedenheit deutlich und das soziale Zugehörigkeitsgefühl der Betroffenen nimmt ab. „Eine schnelle Reintegration in den Arbeitsmarkt erscheint daher besonders effektiv, um dauerhaften Einschränkungen vorzubeugen und entgegenzuwirken“, sagte Stefanie Gundert, Mitautorin der Studie.
Fazit der Untersuchung: „Arbeitslosigkeit gilt als Risikofaktor für soziale Exklusion, denn die Möglichkeiten zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben hängen - zumindest für Menschen im erwerbsfähigen Alter - eng mit der Teilhabe am Erwerbsleben zusammen.“
Die Studie des IAB, das zur Bundesagentur für Arbeit (BA) gehört, basiert auf Daten aus den Jahren 2007 bis 2018 und bezieht sich auf Personen, die 18 bis 64 Jahre alt und zu diesem Zeitpunkt abhängig beschäftigt waren.