Düsseldorf (epd). Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, fordert einen politischen Plan zur Lockerung der Corona-Beschränkungen. „Was wir jetzt brauchen, ist ein Freedom Plan - ein Plan, wie wir schrittweise und an Parametern orientiert lockern“, sagte Gassen der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Freitag). „Diesen Freedom Plan zu formulieren, ist nun wichtigste Aufgabe der Politik.“
So könnten beim Profi-Fußball bald wieder vollere Stadien zugelassen werden, sagte Gassen. Im Handel hält der KBV-Chef ebenfalls rasche Lockerungen für möglich: „2G im Handel brauchen wir bald auch nicht mehr.“
Deutschland müsse lernen, mit Corona zu leben, sagte Gassen. Manche meinten, die Pandemie sei erst vorbei, wenn niemand mehr an Corona stirbt. „Das ist ein Irrtum: Corona wird wohl dauerhaft Teil des Krankheitsgeschehens bleiben“, betonte der Mediziner. Auch bei der Influenza gebe es stets neue Varianten und in manchen Jahren Zehntausende Tote. „Das müssen wir auch bei Corona akzeptieren und zugleich weiter Impfungen für Risikogruppen anbieten“, forderte der Vorstandsvorsitzende der KBV.
Gassen kritisierte, dass der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, „häufig im Alarmmodus“ sei. „Wenn man aber immer wieder den Weltuntergang ausruft, wenden sich die Bürger irgendwann ab“, warnte der Kassenärzte-Chef. „Wir müssen ihnen vielmehr eine Perspektive geben.“
Am Freitagmorgen meldet das Robert Koch-Institut (RKI) einen neuen Höchstwert an Neuinfektionen. Den Angaben der Gesundheitsämter zufolge infizierten sich binnen 24 Stunden 248.838 Menschen in Deutschland neu mit dem Coronavirus. Die Sieben-Tage-Inzidenz bundesweit erhöhte sich auf 1.349,5. Auch das ist ein neuer Höchstwert. 170 weitere Menschen starben laut RKI im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöhte sich die Zahl der Corona-Toten in Deutschland seit Pandemiebeginn vor zwei Jahren auf 118.504.