Salzgitter (epd). Das Bundesamt für Strahlenschutz kann nach eigenen Angaben künftig noch besser geheime unterirdische Kernwaffen-Tests nachweisen als bislang. Ende Januar sei im Auftrag der Organisation zur Überwachung des Internationalen Kernwaffentest-Stoppabkommens (CTBTO) die sechsmonatige Testphase eines neuen Systems zur Messung von radioaktiven Edelgasen in der Luft beendet worden, teilte die Behörde am Dienstag in Salzgitter mit. Die Messungen würden damit noch präziser.
Seit dem Aufbau des internationalen Überwachungssystems Ende der 1990er Jahre seien mit Ausnahme von Nordkorea weltweit keine Atombomben mehr getestet worden, sagte die Präsidentin des Bundesamtes, Inge Paulini. Dies sei ein großer Teilerfolg für das Ziel der nuklearen Abrüstung: „Damit dies so bleibt, muss das Kontrollsystem ständig weiterentwickelt werden.“
Geheime Kernwaffen-Tests aufzuspüren ist Aufgabe der CTBTO. Mehrere Dutzend untereinander vernetzte internationale Messstationen können geringste Spuren von Radioaktivität in der Luft erfassen. Andere Stationen messen seismische Signale. Das Bundesamt betreibt auf dem Berg Schauinsland bei Freiburg die einzige Messstation in Mitteleuropa, die hochempfindliche Radioaktivitätsmessungen für die CTBTO vornehmen kann.
Einen besonderen Stellenwert hat dabei die Messung der radioaktiven Isotope des Edelgases Xenon, da dieses auch nach unterirdischen Kernwaffen-Tests in die Atmosphäre gelangen und so festgestellt werden kann. Das neue System entnehme alle sechs Stunden Proben aus der Luft, viermal häufiger als das aktuelle System auf dem Schauinsland, erläuterte das Bundesamt. Gleichzeitig sei es noch empfindlicher als das alte.
Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hatten Freiburger Forscher damit begonnen, auf dem 1.200 Meter hohen Berg Schauinsland die kosmische Höhenstrahlung zu messen. Im März 1953 stießen sie dabei auf ungewöhnliche Werte, die sich als Spuren von radioaktivem Niederschlag eines Atombomben-Tests in der Wüste von Nevada herausstellten. Den Forschern war es damit erstmals gelungen, radioaktive Stoffe aus Atombomben-Tests anderer Staaten in Deutschland nachzuweisen.
Die letzte oberirdische Atombomben-Explosion im Oktober 1980 in China konnte ebenfalls auf dem Schauinsland nachgewiesen werden. Auch die radioaktive Wolke, die nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl im Frühjahr 1986 über Europa hinweg zog, und radioaktive Isotope aus der Nuklearkatastrophe in Fukushima wurden auf dem Schauinsland registriert.