Berlin (epd). Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat angesichts der hohen Corona-Infektionsdynamik die Einführung eines neuen bundesweit gültigen Warnsystems als Entscheidungsgrundlage für die Pandemiepolitik von Bund und Ländern gefordert. Da die Inzidenzzahl angesichts des Mangels an Testmöglichkeiten in der Omikron-Welle ihre „Vorwarnwirkung“ verliere, „brauchen wir ein neues Bewertungssystem, das sich an der Belegung der Krankenhausbetten orientieren sollte“, sagte Söder der „Welt am Sonntag“ (Samstag). „Nur so erfahren wir, ob das Gesundheitssystem stabil bleibt - oder ob eine Überlastung droht.“
Bei der Installation dieses an die Omikron-Variante des Coronavirus angepassten Warnsystems sieht der CSU-Chef vor allem die Bundesregierung in der Pflicht. „Der Bund ist gefordert, eine funktionierende und aussagekräftige Krankenhaus-Ampel auf den Weg zu bringen.“ Dieses müsse den Anteil des Infektionsgeschehens an der Belegung der Krankenhäuser und eine mögliche Überlastung des Pflegepersonals berücksichtigen.
Am Freitag hatte der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, erklärte, man steuere auf den Höhepunkt der Omikron-Welle zu. Allein in den vergangenen sieben Tagen hätten sich rund 890.000 Menschen infiziert, ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Entscheidend für die Lagebeurteilung in dieser Phase der Pandemie seien indes nicht mehr allein die hohen Fallzahlen. Man müsse jetzt auch auf die Krankheitslast und die Krankheitsschwere schauen.
Dem Robert Koch-Institut wurden am Samstag 189,166 neue Ansteckungen gemeldet. 182 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 1127,7 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind knapp 74 Prozent der Bevölkerung vollständig, also zweimal geimpft. Kapp 53 Prozent haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten.