Leipzig trauert um langjährigen Thomaskantor

Leipzig trauert um langjährigen Thomaskantor
Fast 23 Jahre lang prägte Georg Christoph Biller den weltberühmten Thomanerchor Leipzig, ehe ihn eine schwere Erkrankung 2015 zum Rückzug zwang. Nun ist der Dirigent im Alter von 66 Jahren gestorben.

Leipzig (epd). Die Musikwelt trauert um den langjährigen Leiter des weltberühmten Thomanerchors Leipzig: Der Dirigent Georg Christoph Biller starb nach Angaben der Leitung des Knabenchores vom späten Donnerstagabend nach langer schwerer Krankheit im Alter von 66 Jahren. Biller leitete den Chor seit 1992 mehr als 22 Jahre lang, ehe er 2015 aus gesundheitlichen Gründen sein Amt aufgeben musste. Er war der 16. Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach (1685-1750).

Die Leitung des Knabenensembles erklärte, der Chor und die Familie stünden zusammen „in tief empfundener Verbundenheit und stiller Trauer“ um Biller. Dieser sei ein energischer und kraftvoller Künstler gewesen, der den Chor mit großer Persönlichkeit und Leidenschaft geleitet habe. In seiner Amtszeit als Thomaskantor habe er viele Thomaner-Generationen geprägt und war wichtige Bezugsperson für zahlreiche Sänger und Musiker, hieß es.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sagte, Biller sei für die Musiker- und Bachstadt Leipzig „ein Botschafter ersten Ranges“ gewesen. Leipzig verdanke ihm „wirklich unglaublich viel“. Jung sprach von einem herausragenden Künstler, der den Chor geprägt habe „wie kaum ein anderer“. Unvergesslich seien etwa die Feiern zum 800-jährigen Bestehen des Chores im Jahre 2012, laut Oberbürgermeister Jung der „Gipfel der künstlerischen Qualität des Chores“. Biller habe sein Amt als „Berufung und Mission“ verstanden. Die sächsische Messestadt verliere mit ihm einen „international bekannten begnadeten Künstler“.

Leipzigs Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke erklärte, Biller habe die Musikstadt Leipzig und den Thomanerchor Leipzig geformt und zu künstlerischer Höchstleistung geführt. Der langjährige Thomaskirchen-Pfarrer Christian Wolff dankte Biller in seinem Blog für „eine in 30 Jahren stetig gewachsene Nähe und Freundschaft“ und ertragreiche Zusammenarbeit. Dass sich die Thomaskirche zu einem zentralen Ort des Glaubens, des Geistes, der Musik in einer säkularen Stadtgesellschaft entwickeln konnte, sei nicht zuletzt sein Verdienst.

Biller war zum 1. August 1992 in das Amt des Thomaskantors berufen worden. Im Jahre 1955 als Pfarrerssohn in Nebra (Unstrut) geboren, war er von 1965 bis 1974 selbst Thomaner, ehe er Orchesterdirigieren sowie Gesang studierte. 1980 wurde er Chordirektor des Leipziger Gewandhauses und lehrte als Dozent für Chorleitung an der Kirchenmusikschule Halle. Für sein Schaffen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.

Der über 800 Jahre alte Thomanerchor zählt zu den Spitzenensembles des Musiklebens und gastiert in aller Welt. Das Ensemble besteht aus etwa 100 Jungen im Alter von 9 bis 18 Jahren. Der musikalische Schwerpunkt liegt auf der Pflege der „Musica Sacra“. Im Dezember 2020 wurde der Schweizer Andreas Reize zum Thomaskantor gewählt und im September 2021 ins Amt eingesetzt. Er ist der 18. Nachfolger von Johann Sebastian Bach.