Berlin (epd). Der Allgemeine Behindertenverband in Deutschland (ABiD) fordert anlässlich des Holocaust-Gedenktages eine offizielle Anerkennung der Opfer der sogenannten NS-„Euthanasie“-Programme. Nach wie vor würden die vielen behinderten Menschen, die von den Nazis auf grausamste Weise umgebracht wurden, als „Euthanasie“-Opfer bezeichnet, beklagte der Verband am Donnerstag in Berlin. Das sei eine Beschönigung und eine Verharmlosung der tatsächlichen Vorgänge.
„Es ist höchste Zeit, diesen Schritt zu vollziehen und den Opfern den Respekt zu erweisen, den sie verdient haben“, sagte der Verbandsvorsitzende Marcus Graubner. Die Vereinbarungen des Koalitionsvertrages, wonach die Opfer der „Euthanasiemorde“ offiziell als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt werden sollen, machten Mut für diese Entscheidung, müssten jetzt aber schnell realisiert werden, forderte er.
Die Nationalsozialisten betrachteten Menschen mit Behinderungen als nicht lebenswert. Allein in Deutschland wurden nach Angaben des Verbands 70.000 behinderte Menschen von den Nazis vergast, durch medizinische Versuche umgebracht oder man ließ sie verhungern. In Europa seien es um die 300.000 Menschen gewesen. „Das darf sich auf keinen Fall wiederholen und die Regierung und das Parlament müssen diesen Menschen den höchsten Schutz zukommen lassen“, mahnte Graubner. Deshalb sei es wichtig, die Erinnerung an die Opfer hochzuhalten.
Am 27. Januar 1945 wurde das NS-Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit, 1996 wurde der Tag in Deutschland zum nationalen Gedenktag erklärt.