Berlin (epd). Mobiles Arbeiten und der digitale Wandel im Job haben einer Studie zufolge keine negativen Folgen, wenn Unternehmen und Beschäftigte bestimmte Regeln wie die Trennung von Beruf und Privatleben einhalten. Vielmehr machen sie die Mitarbeitenden leistungsfähiger, wie aus einer am Donnerstag in Berlin vorgestellten gemeinsamen Studie der Universität St. Gallen und der Barmer Krankenkasse hervorgeht.
Nach der Studie steigt der Stress bei Einführung digitaler Arbeitsmethoden in der Regel zu Beginn um sechs Prozent. Danach falle er aber um über 14 Prozent ab. „Die Corona-Pandemie hat in der Arbeitswelt den Digitalisierungsturbo gezündet. Flexibles, digitales Arbeiten ist zwar zunächst eine Herausforderung. Am Ende können aber Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen profitieren“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Barmer, Christoph Straub. Derzeit arbeiteten knapp 60 Prozent der Beschäftigten mobil, darunter 80 Prozent im Homeoffice. Der digitale Wandel werde nach Corona voranschreiten, erwartet Straub.
Laut der Digitalisierungsstudie fühlten sich seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 bis Juli 2021 gleichbleibend rund 32 Prozent der Frauen und knapp 26 Prozent der Männer erschöpft. Auch die Unsicherheit über den Arbeitsplatz blieb nahezu konstant: Zuletzt klagten rund 18 Prozent der Frauen und 15 Prozent der Männer darüber.
Bei der bewussten räumlichen Trennung von Arbeits- und Privatbereich, auch im Homeoffice, scheinen Männer im Vorteil zu sein. Während 64 Prozent der Männer angaben, einen abgetrennten Raum zum Arbeiten nutzen zu können, trifft das lediglich auf 54 Prozent der Frauen zu. „Frauen müssen immer noch häufiger den Spagat zwischen Familie und Karriere leisten. Das kann das ungestörte Arbeiten im Homeoffice enorm erschweren“, sagte Barmer-Chef Straub.
„Digitalisierung und flexiblere Arbeit können die Beschäftigten mittelfristig gesünder und leistungsfähiger machen. Das sollte die Unternehmen zusätzlich für den digitalen Wandel motivieren“, sagte der Autor der Studie, Stephan Böhm von der Universität St. Gallen.
An der Studie nehmen etwa 8.000 Erwerbstätige in insgesamt acht Wellen über dreieinhalb Jahre teil. Es ist nach den Angaben die erste Langzeiterhebung ihrer Art. Sie betrachtet die Auswirkungen von Flexibilisierung und Digitalisierung auf die Arbeitswelt und analysiert dabei das soziale Wohlbefinden der Beschäftigten. Die aktuelle Auswertung basiert auf den Ergebnissen der im Juli 2021 abgeschlossenen dritten Befragung.