Berlin (epd). Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus dazu aufgefordert, sich heutiger Judenfeindlichkeit zu stellen. „Der Antisemitismus ist da“, sagte Bas am Donnerstag in der Gedenkstunde des Parlaments zum Holocaust-Gedenktag. Er sei ein Problem der ganzen Gesellschaft und „mitten unter uns“. Gleichzeitig unterstrich die Parlamentspräsidentin: „Antisemitismus ist nicht hinnehmbar. Punkt.“
Feindlichkeit gegenüber Jüdinnen und Juden finde sich „nicht nur am äußersten Rand, nicht nur bei den ewig Unbelehrbaren und ein paar antisemitischen Trollen im Netz“, führte sie weiter aus. Bas forderte dazu auf, sich selbst zu hinterfragen, wie frei man wirklich von antijüdischen Klischees sei: „Gelingt es uns immer, Jüdinnen und Juden nicht für die israelische Politik in Haftung zu nehmen? Sind wir aus falsch verstandener Toleranz zu nachgiebig gegenüber einem Antisemitismus, den manche Zugewanderte aus ihrer alten Heimat mitgebracht haben?“
Die Bundestagspräsidentin betonte die Bedeutung der Erinnerung an die Geschichte und forderte dazu auf, die lebendig zu halten. Zudem plädierte sie für „Mut zur Intoleranz“ gegenüber denjenigen, die zu Hass aufstacheln und die Verbrechen der Nazis relativieren.
Im Jahr 1996 hatte der damalige Bundespräsident Roman Herzog den Tag der Befreiung des NS-Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee (27. Januar 1945) als Gedenktag proklamiert. Seitdem erinnert das Parlament rund um diesen Tag mit einer eigenen Veranstaltung an die Opfer der Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten.