Berlin, Dresden (epd). Anlässlich des Holocaust-Gedenktages am Donnerstag hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an die Gesellschaft appelliert, Antisemitismus zu bekämpfen. „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, Antisemitismus mit aller Kraft zu bekämpfen und Jüdinnen und Juden zu schützen“, teilte sie am Mittwochnachmittag in Berlin mit. Es sei eine Schande für Deutschland, wie viel antisemitische Hetze, Verschwörungsmythen und Menschenverachtung auch heute verbreitet werde. „Es ist beschämend, wie der Völkermord an den europäischen Juden von manchen Corona-Leugnern, die sich einen gelben Stern anheften, verharmlost wird.“
Deswegen wolle die Regierung politische Bildung und Extremismusprävention massiv stärken. „Wir wollen das demokratische Engagement unzähliger Initiativen in ganz Deutschland, von dem unsere vielfältige Gesellschaft lebt, endlich verlässlich und umfassend fördern.“ Dabei bezog sie sich auf das Demokratiefördergesetz, dessen schnelle Verabschiedung der Zentralrat der Juden anlässlich des Holocaust-Gedenktages forderte. Dies sei nötig, um das zivilgesellschaftliche Engagement gegen Antisemitismus zu fördern, erklärte der Zentralrat in Berlin.
Mit zahlreichen Veranstaltungen bundesweit wird am Donnerstag der Holocaust-Gedenktag begangen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird gemeinsam mit dem Präsidenten der israelischen Knesset, Mickey Levy, im Stelenfeld des Denkmals für die ermordeten Juden Europas in Berlin Kränze niederlegen. Mit dabei sein wird unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Bereits am Mittwoch besuchte Steinmeier die brandenburgische KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen.
Im Bundestag werden am Donnerstag bei der traditionellen Gedenkstunde neben Bundestagspräsidentin Bas die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher und der Präsident des israelischen Parlaments, Levy, Ansprachen halten. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) wird in Berlin Kränze an den Denkmälern für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas, für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde und für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen niederlegen.
Indessen sprach sich der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, für eine lebendige und vielfältige Erinnerungskultur aus. „Wir können nur eine Zukunft gestalten, wenn wir unsere Vergangenheit kennen. Und wir können unsere Gesellschaft, wie sie heute ist, nur verstehen, wenn wir uns an unsere Geschichte erinnern“, sagte Klein den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Donnerstag).
Das Internationale Auschwitz Komitee äußerte sich entsetzt darüber, wie Erinnerungen an die Shoah bagatellisiert werden. „Auch die antisemitischen Schmähungen und der aggressive Schmutz, der tagtäglich, nicht nur im weltweiten Netz ausgekippt wird, verstört zutiefst“, sagte der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, anlässlich des Gedenktages am Donnerstag. Gerade deshalb sei es am 27. Januar wichtig, den Menschen und Gruppen zu danken, die sich der Ursachen und Geschehnisse von Auschwitz erinnern und immer wieder für die Demokratie eintreten.
Am 27. Januar 1945 wurde das NS-Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. 1996 wurde der 27. Januar in Deutschland zum nationalen Gedenktag erklärt.