Frankfurt a.M. (epd). Der Zen-Meister und Friedensaktivist Thich Nhat Hanh ist tot. Der Vietnamese war neben dem Dalai Lama einer der prominentesten Vermittler des Buddhismus in der westlichen Welt. Wie das von ihm gegründete internationale Zentrum „Plum Village“ in Frankreich mitteilte, starb der buddhistische Mönch am Samstagfrüh im Alter von 95 Jahren nach langer Krankheit in seiner vietnamesischen Heimat.
Thich Nhat Hanh engagierte sich zeitlebens für Menschenrechte und Frieden weltweit. Sein Grundgedanke war das achtsame Leben im Hier und Jetzt und eine zeitgemäße Auslegung des Buddhismus. Er warb zudem für den Dialog der Religionen und setzte sich für den Schutz der Umwelt ein.
Thay - wie ihn seine Schüler achtungsvoll nach dem vietnamesischen Wort für Lehrer nannten - machte sich nicht nur als Meditationslehrer, sondern auch als Gelehrter und Dichter einen Namen. Der Bürgerrechtler und Pastor Martin Luther King (1929-1968) schlug Thich Nhat Hanh nach einem Treffen für den Friedensnobelpreis vor. Er wurde von Papst Paul VI. in Audienz empfangen. An Universitäten und in Kirchen sprach er über die Situation in Vietnam, oft vor einer Zuhörerschaft von über tausend Menschen. Auch an Deutschen Evangelischen Kirchentagen nahm er teil.
Thich Nhat Hanh, der mit 16 Jahren ins Kloster eintrat, ist Autor zahlreicher spiritueller Lebenshilfe-Bestseller. Er bot seine Achtsamkeitskurse auch für Manager, Geschäftsleute und für Häftlinge an. Er wurde am 11. Oktober 1926 als Sohn eines Beamten als Nguyen Dình Lang in Zentral-Vietnam geboren.
Der spätere Zen-Meister gilt heute als einer der wichtigsten Vertreter des engagierten Buddhismus. Anfang der 1960er Jahre half er in Saigon mit einer von ihm gegründeten Organisation bombardierte Dörfer wieder aufzubauen, Schulen und medizinische Zentren zu gründen sowie landwirtschaftliche Initiativen zu organisieren.
1966 wurde ihm die Einreise in seine Heimat Vietnam verweigert. Während des Vietnamkriegs (1964-1975) zwischen dem kommunistischen Norden und dem von den USA unterstützten Süden des Landes wurde er vom Ausland aus zum prominenten Sprecher der buddhistischen Friedensbewegung in seiner Heimat.
Lange lebte Thich Nhat Hanh in dem 1982 von ihm gegründeten internationalen Zentrum „Plum Village“ in Frankreich, wo er auch ein Kloster unterhielt. Im September 2008 gründete er das „Europäische Institut für Angewandten Buddhismus“ (EIAB) in Waldbröl, das eine knappe Stunde entfernt von Köln und Bonn liegt. Weltweit gibt es hunderte Gemeinschaften, die in seinem Geist den Buddhismus praktizieren, eine besondere Mischung unterschiedlicher buddhistischer Traditionen.