Studie: Viele Ärzte lehnen digitalen Praxisalltag ab

Studie: Viele Ärzte lehnen digitalen Praxisalltag ab

Hamburg (epd). Viele Ärztinnen und Ärzte in Deutschland stehen digitalen Lösungen wie der elektronischen Terminvergabe oder der Videosprechstunde weiterhin skeptisch gegenüber. Das geht aus dem Digitalisierungsreport 2021 der DAK-Gesundheit hervor, der am Mittwoch in Hamburg digital vorgestellt wurde. Fast die Hälfte der befragten 569 Ärzte und 16 Psychotherapeuten lehnen digitale Anwendungen pauschal ab. Lediglich 13 Prozent glauben, dass sich die Behandlungsqualität für ihre Patienten durch mehr Elektronik verbessern lässt.

Der Vorstandsvorsitzende der DAK-Gesundheit, Andreas Storm, bezeichnete die Ergebnisse als Weckruf. „Ärztinnen, Ärzte und Krankenkassen müssen künftig stärker in den Digitalisierungsprozess im Gesundheitswesen eingebunden werden. Der Vertrauensverlust in das digitale Gesundheitswesen manifestiert sich“, so Storm.

Ärzte seien per se keine Digitalisierungsverweigerer. Jeder fünfte Befragte fühle sich aber zu wenig informiert. Oftmals würden die elektronischen Funktionen nicht von der Praxis-Software unterstützt. „Wir erreichen nur Akzeptanz, wenn die Anwendungen im Alltag einfach umgesetzt werden können“, so Storm.

Der Großteil der Befragten kennt die wichtigsten digitalen Lösungen, hatte sie zum Zeitpunkt der Befragung im Herbst 2021 aber noch nicht eingesetzt. Fast die Hälfte der Befragten fühlt sich mit der Nutzung der digitalen Anwendungen überfordert.

„Ärztinnen und Ärzte arbeiten wegen der Pandemie bereits am Anschlag“, sagte der stellvertretende Chefredakteur der Ärzte Zeitung, Hauke Gerlof. Da sei es kein Wunder, dass die Digitalisierung mit neuen Anwendungen wie eRezept und elektronischer Patientenakte Schwierigkeiten bereite. Die Technik sei bei der Einführung häufig noch fehlerhaft, Updates führten zum Absturz der Systeme. Das sorge für Frust.

Die elektronische Terminvergabe ist laut Studie die am weitesten verbreitete digitale Anwendung in Arztpraxen. Von den Befragten mit Nutzungserfahrung bescheinigen ihr 64 Prozent eine Zeitersparnis im Alltag. Dies deckt sich mit dem Befund der Studie, dass gut die Hälfte der befragten Ärztinnen und Ärzten, die bereits Erfahrungen mit digitalen Gesundheitslösungen gesammelt haben, auch deren Vorteile sehen. 56 Prozent erkennen etwa im Einsatz eines elektronischen Medikationsplans eine verbesserte Qualität der Patientenversorgung.