Oberammergau (epd). Am Dreikönigstag (6. Januar) haben die Proben für die Oberammergauer Passionsspiele im Mai dieses Jahres begonnen. Nach fast zwei Jahren Unterbrechung hatte Intendant Christian Stückl 111 Sprechrollen am Donnerstag zu einer ersten Leseprobe eingeladen, wie der Eigenbetrieb Oberammergau Kultur am Freitag mitteilte. „Alle, und wenn sie auch nur einen ganz kleinen Satz haben, kommen zusammen“, sagte Stückl. Es sei das einzige Mal, dass die Spieler das Stück miteinander hören, erläuterte er.
Dabei ist aktuell völlig unklar, ob und wie die 42. Passionsspiele überhaupt stattfinden können - weil niemand absehen kann, welche Corona-Regeln im Mai 2022 gelten. Der Geschäftsführer der Passionstheater-GmbH, Walter Rutz, hatte dem Evangelischen Pressedienst (epd) Ende Dezember gesagt, er hoffe, dass sich die Inzidenzen bis zur Premiere am 14. Mai wieder beruhigten und ein Betrieb unter „normalen Corona-Bedingungen“ möglich sei. Allerdings könne den Machern „auch noch alles um die Ohren fliegen, wenn im April eine neue Variante auftaucht“.
Die ursprünglich für 2020 geplanten 42. Passionsspiele in Oberammergau mussten wegen der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt werden. Seit dem Pestgelübde von 1633 bringen die Oberammergauer alle zehn Jahre das „Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehen des Herrn Jesus Christus“ auf die Bühne. In diesen knapp 400 Jahren mussten die Vorstellungen erst vier Mal verschoben oder abgesagt werden.
1.554 Frauen und Männer haben sich bereiterklärt, beim Passionsspiel 2022 dabei zu sein. Dazu kommen noch rund 500 Kinder. Insgesamt werden also ungefähr 2.100 Mitwirkende aus allen Generationen auf der Bühne stehen. Getragen wird das Passionsspiel seit dem 17. Jahrhundert von den Bewohnern des Dorfes. Die Mitwirkenden müssen entweder in Oberammergau geboren sein oder seit 20 Jahren im Ort leben.