Frankfurt a.M., Yangon (epd). Ein neues Massaker an Zivilisten in Myanmar sorgt unter Menschenrechtlern für Entsetzen und Empörung. Am Samstagabend mehrten sich Berichte, wonach im östlichen Bundesstaat Kayah (Karenni) die verkohlten Leichen von mehr als 30 Menschen in ausgebrannten Fahrzeugen gefunden wurden. Darunter seien auch Frauen, Kinder und Ältere gewesen, erklärte die lokale „Karenni Human Rights Organisation“.
Bestätigt wurde das Verbrechen, für das Menschenrechtler die Militärjunta verantwortlich machen, durch einen Bewohner sowie einen Vertreter einer im Kayah-Staat aktiven Rebellengruppe. Der Vize-Asienchef von „Human Rights Watch“, Phil Robertson, sprach am Sonntag von einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Derweil hat die Hilfsorganisation „Save the Children“ zwei ihrer Mitarbeiter als vermisst gemeldet. Diese seien auf dem Weg nach Hause gewesen seien, nachdem sie in einer nahe gelegenen Gemeinde humanitäre Hilfe geleistet hätten, erklärte die Organisation. Deren Privatfahrzeug sei angegriffen und in Brand gesteckt worden. Die Karenni-Bevölkerung ist eine der zahlreichen ethnischen Minderheiten im Vielvölkerstaat Myanmar. „Save the Children“ spricht von mindestens 38 Toten und einem „Bruch internationalen humanitären Rechts“.
Nach der Gewalttat stellte die Organisation ihre Arbeit in einigen Regionen vorübergehend ein. Unterdessen erklärte die Militärjunta, ihre Soldaten hätten „Verdächtige“ aufhalten wollen. Das Netzwerk „Progressive Voice“ kritisierte, dieses Massaker sei bewusst verübt worden. An Heiligabend hätten Bataillone der Junta eine Offensive nahe dem Dorf Moso begonnen und etwa 40 unschuldige Menschen festgenommen. Diese seien gefesselt und mehrere bei lebendigem Leib verbrannt worden.
Der Weltsicherheitsrat, der UN-Generalsekretär sowie die internationale Gemeinschaft müssten unverzüglich reagieren und Maßnahmen ergreifen, um das von Juntachef Min Aung Hlaing angeführte Regime zu bestrafen, heißt es in dem Appell vom Sonntag, den fast 60 Organisationen unterzeichnet haben. Seit Jahrzehnten verübe das Militär Verbrechen, kritisierte auch die von Gegnern des Militärputsches gebildete „Regierung der Nationen Einheit“ (NUG). Seit dem Staatsstreich vom 1. Februar habe die Junta ihre Angriffe gegen die Bevölkerung verschärft. Ganze Regionen würden aus der Luft angegriffen.
Anderswo gedachten Bewohner mit Rosen und Kerzen der Opfer des Militärregimes, darunter auch der Toten des jüngsten Massakers, wie das Nachrichtenportal „Khit Thit Media“ berichtete. Erst Anfang Dezember waren in einem anderen Dorf elf Menschen lebendig verbrannt worden. Seit dem Putsch wurden laut der Hilfsorganisation für politische Gefangene AAPP mindestens 1.375 Menschen bei Protesten getötet und mehr als 11.200 Personen verhaftet.