Frankfurt a.M., Rom (epd). Die Kirchen haben am zweiten Weihnachtsfest in der Corona-Pandemie zu Zusammenhalt und Zuversicht aufgerufen. Kirchenvertreter in Deutschland betonten die Bedeutung der Weihnachtsbotschaft als Versprechen Gottes und Aufforderung an die Menschen zugleich. Papst Franziskus rief zu mehr Dialog sowie Solidarität mit Notleidenden und Verzweifelten auf.
Die Botschaft der Weihnachtsgeschichte sei „sehr wohl eine für alles Volk“, sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, an Heiligabend in Bielefeld. Sie erinnerte an eine Weihnachtspredigt von Martin Luther King, der betont habe, dass alle Menschen ungeachtet von politischen und ideologischen Unterschieden Brüder seien. Sie wünsche sich mehr solcher Reden gegen Feindschaft und Abgrenzung - „ob in der Kirche, in Parlamenten oder am Familientisch über der Weihnachtsgans“, sagte Kurschus.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte in Limburg, wieder könnten die Menschen Weihnachten wegen der Corona-Pandemie nicht so gestalten, wie sie es gerne täten: „Doch ich bin sicher, all dies hindert Jesus nicht, bei uns anzukommen und unsere Herzen zu erwärmen mit seinem Licht und seiner Nähe.“
Der rheinische Präses Thorsten Latzel ermunterte die Menschen dazu, füreinander zu Hirten zu werden. „Hirten sind die, die sich um andere kümmern und sie schützen“, sagte der Theologe in einem Gottesdienst in der Justizvollzugsanstalt Wuppertal-Vohwinkel. Weihnachten sei Gott selbst in Christus als guter Hirte an die Seite der Menschen gekommen.
Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm stellte die Kinder ins Zentrum seiner Weihnachtsbotschaft: Er rief dazu auf, die Verletzungen wahrzunehmen, die die Corona-Pandemie bei Kindern hinterlassen habe. Sorge, Anspannung und Genervtheit, die von den Erwachsenen ausgehe, habe sich „wie eine Wolke“ auf das Gemüt der Kinder gelegt, sagte der frühere EKD-Ratsvorsitzende.
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck sieht in der Pandemie auch Gefahren in falschen Gewissheiten. „Zeiten der Unsicherheit sind gefährliche Zeiten, weil manche Menschen scheinbare Sicherheiten oder einfache Lösungen versprechen, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen“, erklärte der Essener Bischof in seiner Predigt zu Heiligabend.
In der Pandemie würden unsere Fähigkeiten zu sozialen Beziehungen auf eine harte Probe gestellt, sagte der Papst in seiner Weihnachtsansprache am Samstag vor Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom. Er verwies auf eine Tendenz, alles allein machen zu wollen, die er wahrnehme. Auch auf internationaler Ebene käme die Dialogbereitschaft zu kurz. Das Oberhaupt der katholischen Kirche erinnerte auch an das Leid in Konflikten und Not in aller Welt und mahnte zu Solidarität, Geschwisterlichkeit und Versöhnung, bevor er den feierlichen Segen „Urbi et orbi“ spendete.